Der Film ist seine grosse Leidenschaft
13.01.2014 Film, Kultur, Mellingen, Region ReusstalMit einem Budget von nur gerade 3000 Franken dreht der Mellinger Regisseur Franco Zilli (30) in dieser Woche einen professionellen Film. Wie das geht? Die Crew, selbst der bekannte Schauspieler Beat Schlatter, arbeitet unentgeltlich. Dennoch soll der in Baden und Suhr entstehende Kurzfilm zu einem Erfolg werden, sowohl beim Publikum als auch an nationalen und internationalen Filmfestivals.
Franco Zilli gibt nie auf, wenn er etwas erreichen will. «Noch kann ich leider nicht vom Filmen leben», erzählt der gelernte Polygraf. Im Moment arbeitet er noch 80 Prozent in seinem Beruf. Aber seine wahre Leidenschaft ist eben das Geschäft mit den bewegten Bildern. 1998 drehte er mit Klassenkameraden den Erstling «Superrudis Horror Picture Movie Show», der in der Schule Untersiggenthal rasch einmal so etwas wie Kultstatus erreichte.
Mit Ausdauer zum Ziel
Nach dem Lehrabschluss studierte Zilli am Pacific Audio Visual Institute in Vancouver alle Bereiche der Filmproduktion vom Drehbuch bis zum Vertrieb. Als Klassenbester seines Jahrgangs erhielt er ein Ehrendiplom. «Diese Ausbildung hat mir extrem viel gebracht», so Zilli, der «Pulp Fiction» von Quentin Tarantino als seinen Lieblingsfilm bezeichnet. Die Ausbildung in Kanada, wohin ein Grossteil seiner Familie ausgewandert ist, kostete rund 25 000 Franken und der junge Familienvater musste sie sich vom Mund absparen. Seither hat er zehn Kurzspielfilme produziert, alle davon waren «Low Budget» und mussten ohne Sponsoren von Zilli selbst finanziert werden. Auch gesundheitliche Rückschläge konnten den 30-jährigen Film-Begeisterten nicht von seinem Lebenstraum abbringen. Aufgrund einer Erkrankung mussten ihm beide Nieren entfernt werden. Nach Monaten der Dialyse und dank einer Spenderniere seines Bruders geht es Franco Zilli aber heute wieder gut.
In dieser Woche dreht Franco Zilli nun sein bisher grösstes und vielleicht wichtigstes Projekt: «The Wellington». Die Idee für das Drehbuch entstand bei seinen Besuchen in London. «Beim ‹Wellington› handelt es sich um ein altes, relativ schäbiges Hotel, wo ich mit Kollegen jeweils übernachtete. Ursprünglich wollte ich den Film auch in England oder Kanada drehen, aber aus praktischen und finanziellen Gründen kam ich davon ab», erzählt Franco Zilli, der seit letztem Jahr mit seiner Familie in Mellingen wohnt. Inzwischen hat er das Drehbuch so weit angepasst, dass nur noch der Name und die Grundidee an das richtige Hotel Wellington in London erinnern.
Die Geschichte des rund 15-minütigen Kurzfilms spielt eben im Hotel – einem einst beliebten Kur-Gästehaus, das von Hoteldirektor Ueli (gespielt von Beat Schlatter) geleitet wird. Der kauzige Typ hat das Haus heruntergewirtschaftet, sodass kaum mehr Gäste übernachten. Die Belegschaft ist auf vier Personen geschrumpft. Einzig der Page Giuseppe (Kevin Mike Minder) will, dass sich etwas ändert. Da taucht unverhofft ein berühmtes amerikanisches Starlet (Deborah Meister) mit Manager (Patric Gehrig) und einer ganzen Filmcrew im «Wellington» auf. Page Giuseppe wittert seine Chance, das «Wellington» zu retten.
Besonders wichtig war Franco Zilli die Location: Nach langer Suche und einigen Rückschlägen konnten mit dem Hotel Blume im Bäderquartier von Baden und mit dem Hotel Bären in Suhr gut geeignete Örtlichkeiten für die Dreharbeiten gefunden werden. Diese finden nun diese Woche in der «Blume» und an den zwei kommenden Sonntagen im «Bären» statt. Die Mellinger Schulklasse, die Zillis achtjähriger Sohn besucht, wird ebenfalls einen Augenschein beim Dreh im Bäderquartier nehmen dürfen.
«Die Besetzung ist ideal»
Mit der schauspielerischen Besetzung ist Zilli durchwegs glücklich: «Mit Beat Schlatter haben wir ein richtiges Zugpferd mit grosser Erfahrung gewinnen können; auch die übrigen Besetzungen, die im Rahmen eines Castings erfolgten, sind meiner Meinung nach ideal», freut sich der Jung-Regisseur. Ihm zur Seite steht der französische Kameramann Julien Cassez, mit dem er bereits einige Projekte realisierte. Bei «The Wellington» handelt es sich um eine Ultra-Low-Budget-Produktion, wie Franco Zilli betont. Alle Mitwirkenden erhalten bloss Spesen vergütet. «Dank der Zusammenarbeit mit den Firmen Double Key Pictures und TinCan Media können wir dennoch auf ein grosses Netzwerk von talentierten und engagierten Leuten zurückgreifen, die bereit sind, auch ohne Entlöhnung ihr Bestes zu geben», ist Franco Zilli überzeugt. «The Wellington» soll vor allem von den Dialogen und den Charakteren leben – ganz ähnlich wie bei Woody Allen, einem weiteren von Franco Zillis Vorbildern.