Hier werden 400 Eichen gepflanzt

  14.03.2017 Forstwirtschaft/Wald, Mellingen, Niederrohrdorf, Region Reusstal, Region Rohrdorferberg

Es sieht nicht gerade schön aus. An der Strasse zwischen Mellingen nach Niederrohrdorf sieht es bei der letzten scharfen Biegung aus, als hätte ein Sturm alles leergefegt. Der Wald heisst hier «Schneeschmelzi». Nur einige wenige Föhren stehen wie lang aufgeschossene Stängel auf der Krete. Passanten fragen sich besorgt, was hinter dem Kahlschlag wohl stecken möge. Der «Reussbote» hat bei Oskar Sandmeier, Betriebsleiter beim Forstbetrieb Birretholz, nachgefragt.


Borkenkäferplage
Er klärt auf: «Wir haben intensiv darüber diskutiert, was wir tun sollen. Die Situation in diesem exponierten Waldstück war extrem. Der Wind, der jeweils über die Krete fegt, hat den Föhrenbestand beschädigt. Die Bäume sind geknickt. Manchmal sind sie mitsamt dem Wurzelstock umgefallen. Letzten Sommer hatten wir zudem starken Borkenkäferbefall.» Aus Sicht der Forstexperten war der Wald in diesem Abschnitt nicht mehr gesund. «Deshalb haben wir uns für eine Rodung entschieden», sagt Sandmeier, der mit seinem Forstbetrieb für die Wälder mehrerer Gemeinden in der Region zuständig ist, so auch für den Staatswald von Mellingen. Bekanntlich ist die Gemeinde Mellingen seit über 100 Jahren nicht mehr im Besitze von eigenem Wald. Der musste nämlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts an den Kanton abgetreten werden, weil Mellingen sich beim Bau der Nationalbahn, die 1878 Konkurs erlitt, finanziell übernommen hatte und ebenfalls Pleite zu gehen drohte. Der Kanton musste dem Städtchen an der Reuss finanziell unter die Arme greifen und liess sich mit der Abgabe des Waldes entschädigen. Aus heutiger Sicht ist die Pleite von damals ein Glücksfall. Denn der Wald ist für die Gemeinden seit vielen Jahren ein Defizitgeschäft.


Lang angelegtes Projekt
Der Kanton hat aber ein übergeordnetes Ziel im Auge. Der Wald im ganzen Kanton soll langfristig gesund bleiben. Im Mellinger Wald läuft seit 2006 ein auf lange Sicht angelegtes Eichenwald-Projekt. Seit über zehn Jahren schon werden jährlich auf rund 60 Aren junge Eichen gepflanzt. Auch in der «Schneeschmelzi» sollen Eichen gepflanzt werden. Oskar Sandmeier spricht von rund 400 «Traubeneichen». Dabei werden jeweils Gruppen mit 16 Pflänzlingen nahe beieinander gesetzt. Weil den zarten Pflänzchen Gefahr vom Wild droht, das das Jungholz zerbeissen würde, erhalten die Pflänzlinge zum Schutz einen Kunststoffmantel umgelegt, der in einigen Jahren, wenn die Bäumchen gross genug sind, wieder abgenommen wird. Eichenwälder sind für viele Tier- und Pflanzenarten ein ökologisch wertvoller Lebensraum. So findet der vom Aussterben bedrohte Mittelspecht in Eichenwäldern sein bevorzugtes Revier.


Ertrag in 150 Jahren
Wenn die jungen Eichen grösser werden und mehr Platz für sich in Anspruch nehmen, entscheiden die Förster, welche Eichen die besten Wachstumschancen haben. Die schwächeren müssen weichen, damit die stärkeren einmal zu mächtigen Eichen gedeihen können. Neben öklogischen Zielen verfolgen die Forstwarte mit diesem Vorgehen auch wirtschaftliche Interessen, von denen die heutige Generation allerdings nichts haben wird. Es dauert wohl 150 Jahre, bis die dannzumal ausgewachsenen Eichen guten Holz­ertrag abwerfen werden.

 


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