Dättwil: Garagist Daniel Müller hat nach über 40 Jahren im Betrieb die Zukunft geregelt. Er übergibt die Geschäftsleitung an sein Team

Daniel Müller war einer der erfolgreichsten Renault-Händler der Schweiz. Nach über 40 Jahren im Betrieb hat er die Zukunft seines Autohauses neu geregelt. Eine fünfköpfige Crew, übernimmt. Müller tritt als «graue Eminenz» in den Hintergrund.

Daniel Müller ist wie immer stylisch gekleidet. Er wirkt entspannt. Wir sitzen am runden Tisch in seinem Büro im ersten Stock seines Autohauses, in dem er fast sein ganzes Berufsleben verbracht hat. Aber nur fast. Es ist weniger bekannt, dass Müller mit einem Partner zusammen einer der erfolgreichsten Renault-Händler der Schweiz war. Mit der Renault-Vertriebszentrale VRA in Buchs hat Müller rund 40 Händler mit Fahrzeugen und Ersatzteilen beliefert. Die äusserst erfolgreiche Firma wurde vor zwei Jahren aufgelöst. Müller mag über die Gründe nicht mehr reden. Er lässt aber durchblicken, dass die Rückabwicklung einer Firma, die glänzende Zahlen geschrieben hat, zu den grossen Enttäuschungen in seinem langen Berufsleben gehört. Die Autowelt mit ihren weltweit operierenden Konzernen ist eine andere geworden. Heute zählt der einzelne Markenvertreter kaum mehr etwas. Die Autokonzerne mit ihren schnell wechselnden Managern an der Spitze, stehen unter Druck. Es geht um Stückzahlen und Gewinnmaximierung. Der Händler an der Basis ist nur noch ein verschwindend kleines Rädchen im globalen Verdrängungskampf. Das war 1979, als Daniel Müller in die Firma seiner Eltern eintrat, noch anders. Auto-Vertretungen wurden von den Importeuren gepflegt. Die Kontakte waren noch persönlich. Man schätzte und vertraute sich. Ehe Daniel Müller senior und seine Frau Rita den Garagenbetrieb mit einer Renault-Vertretung am heutigen Standort in Dättwil bauten, betrieben sie die «Altenburg-Garage» in Wettingen und die «Höhtal-Garage» in Oberehrendingen.

Es gab nichts geschenkt
Daniel Müller jun. hat das Geschäft von der Pike auf gelernt. Schon während der Schulzeit half er im elterlichen Betrieb mit. Er erinnert sich mit einem Schmunzeln daran: «Ich musste Pneus herumkarren, Autos waschen und überall im Betrieb mithelfen. Dafür erhielt ich einen Franken pro Stunde. Aber ich musste, wie alle anderen Mitarbeiter, ein- und ausstempeln. Gratis gab es rein gar nichts.» Die konsequente Haltung, die er als Bub noch nicht recht begriffen hatte, habe ihn geprägt, sagt Daniel Müller heute. «Ich musste lernen, dass von nichts nichts kommt.» Nach der Schulzeit absolvierte Müller eine Lehre als Automechaniker in der Garage Beyer in Baden, die Chrysler, Simca und Sunbeam vertrat. Danach hängte er bei der H. J. Frei-Garage in Neuenhof eine Ausbildung zum Autoelektriker an. 1979 trat Müller junior in den Betrieb seiner Eltern ein. Zuerst als Automechaniker, dann als Werkstattchef und später im Verkauf. Berufsbegleitend machte er noch die Handelsschule, so dass sein Rucksack soweit gefüllt war, um den elterlichen Betrieb zu übernehmen. 1993 war es soweit. Daniel Müller übernahm die alleinige Geschäftsleitung des Betriebs. Es war das Jahr, als der erste Ausstellungsraum in Betrieb genommen werden konnte.
Daniel Müller ist einer, für den das Glas stets halb voll, aber nie halb leer ist. «Entweder man macht etwas richtig oder man lässt es bleiben», lautet einer seiner Kernsätze. 2014 übernahm «Renault Müller», als den man ihn in der Region kennt, zusätzlich die Vertretung der Automarke Infinti, die Luxusmarke von Nissan. Doch schon letztes Jahr zog sich Infiniti aus dem westeuropäischen Markt zurück. Müller bietet aber für seine rund 400 Infiniti-Kunden weiterhin die erforderlichen Servicedienstleistungen an.

Jetzt will er noch ein wenig bauen
Zu den Gründen seines frühzeitigen Rückzugs sagt der 62-Jährige: «Es ist jetzt Zeit für die Jungen. In die Zukunft gerichtet ist meine Denkweise nicht mehr zeitgemäss.
Daniel Müller, der Grossvater zweier Enkelkinder ist, will sich vermehrt um Familie und Freunde kümmern. Zudem will er «noch ein wenig bauen», wie er es selbst nennt. Auf einem Sideboard steht das Kartonmodell für ein Mehrfamilienhaus mit drei Giebeldächern. Im März kommenden Jahres erfolgt der Spatenstich. In Tägerig entsteht ein Neunfamilienhaus. Ein Projekt, das den Namen «Lichtblick» trägt, und das mit seiner ins Dorf passenden Architektur wahrscheinlich zukunftsweisende Akzente setzen wird.

«Ich war immer etwas ein Egoist»
Müllers Ehefrau Bea wird ebenfalls etwas kürzertreten, bleibt aber noch teilzeit im Betrieb.
Er selbst bleibt Verwaltungsratspräsident. An den Geschäftsleitungssitzungen will er eher als stiller Beobachter teilnehmen und verfügbar sein, wenn sein Rat gefragt ist.
Und dann sagt Müller etwas Erstaunliches: «Ich war immer etwas ein Egoist, habe stets darauf geachtet, dass es mir gut geht – und meiner Umgebung auch.» Der im Sternzeichen Waage Geborene ist damit gut gefahren. Nur wenn es ihm gut gehe, gehe es auch seiner nächsten Umgebung gut.
Marta Guerreiro, die nebenan am Schreibtisch sitzt, gibt Müller im Ablöseprozess gute Noten. Er komme schon heute nicht mehr jeden Tag ins Büro. Und er lasse seine Führungscrew arbeiten, ohne ständig reinzureden. Der Neuanfang ist also gemacht. Viel Glück in Zukunft, Daniel Müller.

Beat Gomes

Daumen hoch für eine erfolgreiche Zukunft

Image Title

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Ja. Ich benötige ein Abo.

Article

Image Title