Remy Stillhart ist ein Allrounder. Seit seiner Pension bestückt er unter anderem unentgeltlich den Online-Shop von Birdlife Mellingen

Er baut für Vögel Behausungen, für Bienen Hotels und für seine verpuppten Raupen Start-Rampen für den Jungfernflug. Remy Stillhart stellt sie in liebevoller Handarbeit in seiner Werkstatt für den Online-Shop von Birdlife Mellingen her.

Er steht mitten im Gewächshaus. Behutsam nimmt er ein viereckiges Holzbrett aus dem Regal. Was aussieht wie ein Spielbrett, ist eine Kinderstube für verpuppte Schwalbenschwanzraupen. Remy Stillhart (66) baute es in seiner hauseigenen Werkstatt zusammen. Im Herbst steckte er in die 16 ausgebohrten Löcher im Holzboden die Kokons der Schwalbenschwänze. Nebst jedem Loch gibt es einen Kletterstab. «Bald werden die Schwalbenschwänze aus dem Kokon schlüpfen und den Holzstab erklimmen», sagt er. «Oben angekommen breiten sie ihre Flügel aus.» Und dann ist der wohl magischste Moment gekommen. Der Schwalbenschwanz fliegt durch die offene Türe des Treibhauses hinaus in die Freiheit. «Ich habe auch schon Nachbarskinder eingeladen, um diesen Moment mitzuerleben», sagt er. Eigens für seine Schwalbenschwanzzucht bauen Remy Stillhart und seine Frau Erika Fenchel und Karotten im Garten an. Sobald das Kraut erscheint, sind auch die königlichen Falter nicht mehr weit. «Es gibt nicht mehr viele Nutzgärten im Quartier», sagt Remy Stillhart. «Trotzdem finden die Schwalbenschwänze das Kraut des Fenchels und der Karotten.» Sieht er Raupen, werden sie von ihm behutsam in das Airarium (Aufzucht-Zelt) im Gewächshaus gebracht und dort, vor Fressfeinden geschützt, aufgezogen.

Behausungen für Vögel
Nebst den Schwalbenschwänzen hat Remy Stillhart auch ein Herz für Vögel. So beobachtet er im Winter gerne die Vögel, die an sein Futterhäuschen kommen. Für den Buntspecht hat er unterhalb des Häuschens einen Futterknebel gehängt. Mit einem Fuss hält er sich am Holzständer fest, mit dem andern am Futtersack. Für den Online-Shop stellt er seit seiner Pension, seit sechs Jahren, unentgeltlich Futterhäuschen und Nistkästen her. Wer einen Beitrag zur Biodiversität leisten will, ist mit einem Bienenhotel von Remy Stillhart bestens bedient. «Das kleine Bienenhotel kann ganz einfach an einem Nagel aufgehängt werden», verrät er. Bei seinem Exemplar vor der Werkstatt, ist das «Hotel» bereits von Wildbienen gut belegt. Im Garten gibt es aber noch andere Mitbewohner. Beim Cheminéeholz und in einem eigens angelegten Steinhaufen fühlen sich Eidechsen und Blindschleichen zu Hause.

Chlausmarktverkauf für Verein
Die von Remy Stillhart hergestellten Produkte sind jeweils auch am Chlausmarkt am Stand von Birdlife Mellingen erhältlich. Nebst Vogelhäusern sind auch Holzlaternen – der Mellinger Samichlaus benutzt sie auch, 3D-Elefanten und selbstgemachte Quittenkonfis erhältlich. Der gelernte Elektromechaniker produziert das ganze Jahr die Holzarbeiten unentgeltlich für den Verein. Er ist langjähriges Mitglied, Kassier und unterstützt den Verein in seinen Aktionen. So koordiniert er die zehn Nistkastenreinigungs-Teams, die jeweils im Herbst 400 Nistkästen für den Frühling fit machen. Stillhart hat dazu ein spezielles Gerät entwickelt, damit keine Leiter mehr verwendet werden muss. Bekannt ist Stillhart auch als Mauersegler- und Dohlen-Vater. Anfangs Mai erhält er von Pfarrer Walter Schärli einen Anruf, wenn die Mauersegler zurückgekehrt sind. Stillhart öffnet dann vom Kirchenschiff aus die acht Luken mit den Nistkästen. Zusätzlich schaut er im Kirch- und Zeitturm nach, ob die Dohlen Nachwuchs haben.
Am Donnerstag war er bei der neusten Aktion von Birdlife Mellingen mit von der Partie. Die Vereinsmitglieder machten die Uferschwalben-Mauer im Gebiet Ebereich bereit. Da sie im letzten Jahr nicht besetzt war, musste die Sandmauer nicht abgestochen, sondern lediglich ausgeglichen werden. Letztes Jahr koordinierte Stillhart ebenfalls im Ebereich die Zählung von Reptilien in der gleichen Region. Unter den 40 Platten wurden Blindschleichen, Ringelnattern und Zauneidechsen gesichtet.

Debora Gattlen