Region: Gemeinden wollen «gutes Beispiel» geben und reagieren auf eine mögliche Strom- und Energiemangellage mit vorsorglichen Massnahmen

Diese Woche hat Mellingen umfangreiche «Ressourcen-Sparmassnahmen» für öffentliche Gebäude und die Verwaltung beschlossen. Andere Gemeinden praktizieren diese teilweise bereits oder prüfen ähnliche Massnahmen: der «Reussbote» hat nachgefragt.

Die Kampagnen von Bund und Kanton zum Thema Energiesparen laufen auf vollen Touren. Und selbst Peach Weber wäscht sich – zumindest laut einer entsprechenden Zeitungsanzeige – die Hände neuerdings nur noch mit kaltem Wasser. Es klingt wie Satire, ist aber leider bitterer Ernst. Selbst wenn eine Ressourcen-Mangellage noch nicht konkret in Sicht ist, wappnen sich viele Gemeinden und beschliessen vorsorglich, teils «unpopuläre» Sparmassnahmen.

Keine Weihnachtsbeleuchtung
Etwas weniger festlich wird es dieses Jahr vielerorts in der Adventszeit zugehen. Fislisbach reduziert die Weihnachtsbeleuchtung auf den Weihnachtsbaum im Kreisel Linde und die Weihnachtsbäumchen im Kreisel Gemeindehaus. Mellingen verzichtet ganz auf die traditionelle Weihnachtsbeleuchtung mit den schönen Kerzen in der Altstadt (siehe Bild) sowie an Dienstgebäuden und Schulen. Oberrohrdorf will die beiden Kreisel ebenfalls nicht weihnachtlich beleuchten und der grosse Weihnachtsbaum neben der Hypi Lenzburg bleibt unbeleuchtet. Auch Tägerig und Mägenwil verzichten dieses Jahr auf die übliche Weihnachtsbeleuchtung. Auch sonst könnte es im öffentlichen Raum künftig etwas dunkler werden. In Mellingen prüft man laut der jüngsten Pressemeldung eine «Reduzierung» der Lichtintensität – etwa durch das vollständige Abschalten der öffentlichen Beleuchtung in der Nacht. Auch Niederrohrdorf prüft den Verzicht auf alle nicht sicherheitsrelevanten Aussen- und Gebäudebeleuchtungen. In Oberrohrdorf verzichtete man bereits vorher auf eine nächtliche Beleuchtung öffentlicher Gebäude und schaltet schon heute die Nachtbeleuchtung unter der Woche komplett aus. Tägerig löscht die Strassenbeleuchtung ausserhalb des Wochenendes aus Energiegründen ebenfalls zwischen 1 und 5 Uhr. In Künten hat man die bisherigen Abschaltzeiten angesichts der aktuellen Situation leicht angepasst und schaltet zwischen 1.10 und 5.00 Uhr komplett ab. Ähnlich wie in Stetten wird auch in Wohlenschwil nachts die Strassenbeleuchtung gedimmt. Eine frühere Absenkung/spätere Aufhellung oder eine Komplettabschaltung werde geprüft. Auch in Mägenwil ist laut Aussagen der Gemeindekanzlei eine Reduktion oder – wo möglich – eine komplette Abschaltung der Strassenbeleuchtung während einiger Nachtstunden denkbar.

Temperatur wird abgesenkt
Gemeindeangestellte werden im Winter künftig wohl die dickeren Pullis aus dem Schrank holen müssen: Mellingen hat jetzt die Absenkung der Temperatur in öffentlichen Gebäuden (Verwaltung, Schulverwaltung) auf 19 Grad beschlossen. In Turnhallen steht der Thermostat künftig sogar nur noch auf 18 Grad. Niederwil senkt die Temperatur in sämtlichen Räumen der Schule ebenfalls auf 19 Grad. Dort berät ausserdem eine Nachhaltigkeitskommission über weitere Massnahmen. In Mägenwil peilt man in allen Gebäuden der Einwohnergemeinde eine Raumtemperatur von 18 bis 20 Grad an. In Stetten hält man jetzt schon die Temperatur von 20 Grad. Dort sei man dank des Wärmeverbunds mit Holzschnitzelheizung unabhängig von Gas und Öl, heisst es auf Nachfrage. Auch Fislisbach heizt Schulanlage und Gemeindehaus mit eigener Hackschnitzelheizung, was eine unabhängige Wärmeerzeugung sicherstellt. In Tägerig sei eine «nachhaltige Absenkung der Temperatur nicht möglich». Denn an die Holzschnitzelheizung des Gemeindehauses ist auch das Seniorenzentrum angeschlossen. Je nach Gegebenheiten ist eine Ressourcenersparnis also gar nicht so einfach, weshalb in mehreren Gemeinden noch in Kommissionen über weitere unterschiedliche Massnahmen diskutiert wird.
Einfache Energiesparmassnahmen, wie das nächtliche Schliessen der Rollläden, sowie das Löschen von unnötiger Innenbeleuchtung oder das komplette Abschalten elektrischer Geräte, wie Computern, Druckern und Ähnlichem ausserhalb der Arbeitszeiten, werden aber in den meisten Gemeinden künftig umgesetzt. Ein grosser «Energiefresser» in Mellingen ist das Hallenbad. Dort wird die Wassertemperatur künftig um zwei Grad gesenkt und der Saunabetrieb ab 1. November eingestellt. Dass man eine potenzielle, wenn auch nur kurze Strom- oder Gasunterbrechung ernst nimmt, zeigen Wohlenschwil und Mägenwil. Dort hat man schon im Juli ein gemeinsames Notstromaggregat bestellt, um im Notfall die Wasserversorgung beim Pumpwerk Frohberg zu gewährleisten. In Mellingen will man ausserdem die Zusammenarbeit mit dem Regionalen Führungsstab intensivieren. Falls es wider Erwarten doch zu einer Notsituation kommen sollte, würden die grossen Notunterkünfte bereitgestellt. Aber soweit sind wir zum Glück noch lange nicht.

Michael Lux

Gemeinden machen ernst mit Sparmassnahmen

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