Rino Luongo hat dem FC Fislisbach nach der besprochenen Vertragsverlängerung eine Absage erteilt und geht zum FC Baden

Die Führung des FC Fislisbach wurde am Ende der Saison auf dem falschen Fuss erwischt. Trainer Rino Luongo ist weg. Entgegen der Meldung, der Vertrag mit dem Trainer sei verlängert worden, hat Luongo die Brocken hingeworfen. Eine Trennung, die nicht ganz ohne Nebengeräusche verlief.

Christian Umbricht ist ein verdienter Spieler des FC Fislisbach. Der einstige «Kapitano» der ersten Mannschaft zieht bei den Senioren noch immer die Fäden im Mittelfeld. Und er ist nach der Beendigung der aktiven Karriere vor drei Jahren nahtlos in die Rolle des Sportchefs geschlüpft. In dieser Rolle hat Umbricht einige spektakuläre Entscheide herbeigeführt. So hat er im August 2021 den Vertrag mit Trainer Christian Jäggi überraschend gekündigt und mit Ramona Armuzzi erstmals eine Frau als Cheftrainer eingesetzt. Damit hat der FC Fislisbach ein Stück Schweizer Fussballgeschichte geschrieben. Denn nie zuvor hat in der Schweiz eine Frau einen 2.-Liga-Club trainiert. Armuzzi hat das Team komfortabel in der Liga gehalten, hat aber von sich aus gekündigt, weil ihr der Weg von Fehraltdorf nach Fislisbach zu viel Zeit und Energie frass. Sie ist heute Teammanagerin bei den angehenden Profis beim Grasshoppers-Club. Auf Ramona Armuzzi folgte mit Rino Luongo eine weitere grosse Nummer: Luongo war zuvor Assistenztrainer beim 1.-Ligisten FC Baden mit dem er in die «Promotion League» aufgestiegen ist.
Umbricht war sich durchaus bewusst, einen Trainer geholt zu haben, der gewisse Ansprüche an die Spieler stellen würde. Nach der eher ruhigen Ramona Armuzzi, die es glänzend verstand ihre Spieler zu «streicheln», folgte mit Rino Luongo ein «Schleifer», der Disziplin und Trainigsfleiss ganz oben auf seinem Forderungskatalog stehen hat. Doch damit hat es ein Trainer auf dem Esp schwer. Spieler, die nach dem Spiel im Tenue rauchen. Spieler, die private Dinge wie Ferien oder familiäre Anlässe dem Spiel vorziehen, das gehört schon beinahe zur DNA des Fislisbach. «Wir sind ein Amateurclub», sagt denn auch Sportchef Umbricht. «Wir bezahlen unseren Spielern keinen Rappen Entschädigung für ihren Aufwand.»

Luongo mag kein Laisser-faire
Das ist für Rino Luongo schlicht nicht verständlich. «Die 2. Liga ist die höchste Amateurliga. Um hier erfolgreich bestehen zu können, muss man sehr viel investieren.» Mehr jedenfalls, als seine Spieler beim FC Fislisbach bereit sind zu geben. Schon Luongos Vorgänger taten sich mit der Laisser-faire-Haltung gewisser Fislisbacher Spieler schwer.
Weil Luongo das nicht akzeptieren konnte und wollte, kam es hinter den Kulissen schleichend, aber unüberhörbar zu Spannungen zwischen dem Trainer und seinen Spielern. Christian Umbricht: «Ich kann nicht in jedem Training dabei sein. So ist es auch für mich schwierig, den Puls der Mannschaft immer grad sofort zu spüren. Aber es ist schon so. Es wäre wohl nicht mehr lange gut gegangen.» Für Umbricht ist die Situation besonders schwierig. Er wollte Luongo mehr Aufgaben übertragen, damit er als Sportchef etwas entlastet würde. Stattdessen muss er nun einen neuen Trainer suchen.

Vertrag per Handschlag verlängert
Zur ungünstigen Entwicklung zwischen Trainer und Spielern sagt Umbricht: «Ich habe noch einige Wochen zuvor den Vertrag mit Luongo und seinem Assistenten Fabio Nicoletti per Handschlag verlängert, nachdem ich zuvor den Spielerrat angehört hatte. Mir wurden damals keine alarmierenden Signale gegeben.»
Das mit der Vertragsverlägerung war offenbar eine einseitige Angelegenheit. Denn Luongo sagt gegenüber dem «Reussbote»: «Ich habe diesen Vertrag nie unterschrieben. Ich wollte mir Zeit geben. Mir war wichtig, so schnell wie möglich den Ligaerhalt zu sichern. Das ist uns mit dem Sieg in Brugg und dem darauffolgenden Untentschieden gegen den FC Baden gelungen. Doch dann war die Luft draussen.» Luongo macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. «Was ich in den letzten Partien teilweise erlebt habe, konnte ich so nicht akzeptieren.» Er meint die mangelnde Trainingspräsenz und die Einstellung gewisser Spieler. «So kann und will ich nicht arbeiten.»

Luongo hauts den Nuggi raus
Den «Nuggi» rausgehauen habe es ihm aber, als man ihm vom Verein per SMS mitgeteilt habe, er müsse das Training auf dem Nebenplatz bestreiten. «Kein Problem, sagte ich mir und ging mit meinen Spielern auf den Nebenplatz. Aber wissen Sie wer auf dem Hauptplatz trainiert hat? Die D-Junioren und Frauen. Das sagt doch einiges aus über den Stellenwert, die der ersten Mannschaft im Verein zukommt.» Tatsächlich decken sich die Haltung von Sportchef und Trainer nicht. Während Luongo beseelt ist von einer Leistungskultur mit wenig Kompromissen, ist Umbricht einer mit einem Blauweissen Herz. Er kennt seine Pappenheimer. Und er sagt: «Wir müssen uns schon bewusst sein: Es kann nicht immer aufwärts gehen. Vielleicht geht es auch wieder mal runter in die 3. Liga. Mit unseren Mitteln liegt einfach nicht mehr drin.» Umbricht gibt sich selbstkritisch: «Vielleicht habe ich etwas zu viel vertraut und dabei ausser acht gelassen, dass Rino Luongo ein Trainer ist der von Baden her anderes gewohnt ist.»

Umbricht bleibt die Enttäuschung
Und wie ist die Trennung vor sich gegangen?
Umbricht: «Luongo hat mich kontaktiert und gesagt er sei müde und wolle nicht mehr weitermachen.» «Ja», sagt Luongo selbst: «Ich war unter den gegebenen Voraussetzungen nicht mehr bereit weiterzumachen. Ich habe mein Ziel, den Ligaerhalt, geschafft. Aber unter dem Strich musste ich sagen, dass es für mich nicht mehr stimmt.» Für Umbricht bleibt die Enttäuschung. «Wir haben bis dahin gut miteinander zusammengearbeitet. Ich hätte mir gewünscht, dass Rino mit offenen Karten spielt. Aber er hat offenbar bereits beim FC Baden unterschrieben. Er hätte mir das sagen können. Wir hätten zusammen eine Lösung gefunden. Dann wäre uns auch etwas mehr Zeit geblieben, um einen neuen Trainer zu suchen.»
Rino Luongo geht mit seinem Assistenten Fabio Nicoletti den Weg zurück, den er gekommen ist. Er geht zum FC Baden. Dort übernimmt er die zweite Mannschaft, die in der 2. Liga spielt und die gespickt ist mit willigen jungen Spielern, die nach oben wollen. Luongo kehrt zurück zur Leistungskultur.

Beat Gomes

Eine Trennung mit Nebengeräuschen

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