Im Quellwasserpumpwerk Himmelrich liegt der Nitratwert knapp unter dem Höchstwert – was heisst das?

Bei den letzten Messungen lag der Nitratwert im Himmelrich nahe beim Grenzwert. Der Brunnenmeister spricht mit Landwirten. – Eine nächste Messung erfolgt Ende Juni.

Das Quellwasserpumpwerk Himmelrich verzeichnete nach den Messungen im ersten Trimester (Ende Februar 2023) einen erhöhten Nitrat-Wert: Mit 35 Milligramm Nitrat pro Liter Trinkwasser schrammt dieser Wert knapp am Grenzwert von 40 vorbei. Dennoch sagt der Mellinger Brunnenmeister Severin Kamm, das Trinkwasser aus dem Quellwasserpumpwerk Himmelrich könne ganz «normal genutzt» werden. Das bestätigt auch Beat Gomes, zuständiger Mellinger Gemeinderat: «Der Nitratwert ist nicht sehr hoch. Er liegt im Rahmen des gesetzlich tolerierbaren.» Alles werde kontrolliert, ergänzt Severin Kamm: «Im Notfall könnte das Wasser in den Verwurf geleitet werden.»
Der Nitrat-Grenzwert – auch Toleranzwert – ist schweizweit festgelegt: Werte unter 40 Milligramm gelten als tolerierbar. Gut wäre allerdings ein Messwert von 25 Milligramm, der sogenannte Orientierungs- oder Richtwert – und noch weniger wäre noch besser. Im Grundwasserpumpwerk Gheidrain und Esp weisen die Werte im Februar 2023 exakt diesen Richtwert aus. Die nächste Messung ist auf Ende Juni angesetzt.
Unklar ist, woher beim Himmelrich die Verunreinigung kommt. Zu erhöhten Nitratbelastungen kann vor allem die Kombination von Ackerbau und Grundwassernutzung führen. «Schwierig zu sagen», beantwortet deshalb Severin Kamm die Frage nach der Ursache. Mit den Landwirten in der Umgebung sei man in Kontakt: «Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit Landwirten und Kanton, ausgewiesene Schutzzonen kontrolliere ich regelmässig.»

Viel Technik, um Nitrat aufzuspüren
Wünschenswert wäre aber die Installation einer permanenten Nitratmessung. Im Mellinger Budget 2024, das an der Winter-Gmeind präsentiert wird, werden 25 000 Franken für die technische Runderneuerung der Wasserversorgung Pumpwerk Himmelrich beantragt. «Das ergibt uns sozusagen Live-Informationen, um dem ‹Geheimnis Nitrat› auf die Spur zu kommen und allenfalls besser reagieren zu können», erklärt Gomes.
Gomes verweist zudem auf frühere «Nitrat-Programme» des Bundes: Der Bund hatte Gelder gesprochen, mit denen Bauern entschädigt werden konnten, wenn sie auf intensive Bewirtschaftung ihrer Wiesen verzichteten. Dieses Programm sei leider vor einigen Jahren eingestellt worden. «Die Energie- und Wasserkommission Mellingen sucht Wege, wie sie allenfalls ein eigenes Nitrat-Programm auflegen können», so Beat Gomes.

So wurde es besser in Wohlenschwil
Zur Erinnerung: 1997 startete der Kanton Aargau ein Pilotprojekt in Wohlenschwil, weil die Nitratwerte in der Trinkwasserfassung Frohberg ab 1993 kontinuierlich über den Grenzwert von 40 kletterten. Mitte 1996 erreichten sie einen Höchstwert von 53 Milligramm pro Liter Trinkwasser. Mit dem Pilotprojekt wurde die landwirtschaftliche Nutzung des betroffenen Grundwassergebietes während sechs Jahren drastisch eingeschränkt. Ackerflächen wurden stillgelegt und stattdessen Magerwiesen angesät, Dünger und Pflanzenschutzmittel wurden verboten und Gras darf frühestens am 15. Juni geschnitten werden. Der betroffene Landwirt erhält für seinen Produktionsausfall eine jährliche Entschädigung von 4000 Franken pro Hektare. Dadurch gelang es, die hohen Nitratwerte innert weniger Jahre zu senken. 1999 fielen sie unter den Grenzwert von 40 Milligramm. Heute liegen die Werte in der Trinkwasserfassung Frohberg bei rund 15 Milligramm Nitrat pro Liter. (hhs)

Im Visier: Viel Nitrat im Himmelrich

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