Fachkräftemangel: Wie sieht es in der Baubranche aus? Eine Studie zeigt, dass im Jahre 2040 jede sechste Stelle unbesetzt ist

Das Bauhauptgewerbe hat viel Arbeit, aber es fehlen zunehmend die Fachkräfte. Stefan Wittmer, Präsident des Baumeister Verbands Aargau ist zuversichtlich, Jugendlichen vermehrt die schönen Seiten der Bauberufe näher zu bringen.

Eine neue Studie zeigt, dass sich der Fachkräftemangel in der Baubranche verschärfen wird. Nicht nur in der Pflege und der Gastronomie fehlt Personal, auch die Baubranche sucht dringend nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Vor allem im Bauhauptgewerbe – wo unter anderen Maurer, Strassenbauer und deren Vorarbeiter tätig sind – ist die Lage prekär. Das zeigen neueste Zahlen einer Studie des Kompetenzzentrums Demografik, die der Schweizerische Baumeister Verband in Auftrag gegeben hat. «2040 fehlen 16,6 Prozent beziehungsweise 5600 Fachkräfte, jede sechste Stelle für Fachkräfte bleibt unbesetzt», schreiben die Autoren der Studie.
Ganz so dramatisch sieht es der Präsident des Aargauischen Baumeister Verbands nicht. Stefan Wittmer, sagt im Gespräche mit dem «Reussbote», dass der Verband mit seinen aktiven Mitgliedern vermehrt Anstrengungen unternehmen und aktiver auf Jugendlichen zugehen müsse. «Selbstverständlich machen wir uns auch Sorgen um den fehlenden Berufsnachwuchs», sagt der Co-Geschäftsleiter der Niederwiler Huwiler und Portmann AG. Deshalb hat der Verband das Programm «Toby» reaktiviert. Toby ist eine Marke des Baumeister Verbands Aargau und dient der Förderung der Aus- und Weiterbildung. Ein jugendlicher Auftritt soll helfen, Anklang bei Schülerinnen und Schülern zu finden. Vorerst mit Blachen und Ständen an Berufsmessen und Gewerbeschauen. Im nächsten Jahr auch vermehrt auf Social Media-Plattformen. Denn handwerkliche Berufe haben es bei Jugendlichen schwer, dessen ist sich der Verband bewusst. Die Gesellschaft trichtert der Jugend ein, dass nur ein Studium einen sicheren, guten Beruf garantiert. Es liegt in der gesellschaftlichen Verantwortung, den handwerklichen Berufen wieder mehr Würde zu geben. Es ist die Pflicht der Baumeister, die Jugendlichen auf die Vorzüge der Ausbildung im Baugewerbe aufmerksam zu machen. «Wir bieten einen sicheren Job und die Bauhandwerker sehen am Ende des Tages, was sie geleistet haben. Es gibt sehr gute Weiterbildungsmöglichkeiten in unserer Branche», sagt Wittmer. Mit 20 Jahren kann man auf dem Bau eine Gruppe führen. Das komme nicht in vielen Branchen vor, so der Präsident des Baumeister Verbands Aargau.
Qualifizierte Arbeitskräfte fehlen in vielen Berufen. Es steht und fällt mit den Ausbilungszahlen, so Wittmer. In diesem Jahr wurden im Kanton Aargau 40 Lehrverträge abgeschlossen. Es waren auch schon mehr als das Doppelte. Vor allem die besseren Schülerinnen und Schüler meiden die Bauberufe. Das findet Wittmer schade. Er selbst hat eine Ausbildung als Eisenbetonzeichner absolviert und lernte zusätzlich den Beruf als Maurer. Im Jahre 2005 bestand Wittmer die Baumeisterprüfung.

Babyboomer in frühzeitiger Pension
Auf eine Skala von 1 (nicht dramatisch) bis 10 (sehr dramatisch) ortet Stefan Wittmer den Fachkräftemangel in der Baubranche bei 4 ein. Er erzählt, dass im Bauhauptgewerbe viele Babyboomer bereits frühzeitig in Pension sind. «Wir haben hinter uns, was andere Branchen noch vor sich haben», so Wittmer.

Benedikt Nüssli

Das ist Toby

Eine Ausbildung im Baugewerbe ist solide und hat Zukunft. Gut ausgebildete Berufsleute der Baubranche sind gefragt. Mit dieser Botschaft möchte der Baumeister Verband Aargau junge Lehrstellensuchende für die Bauberufe begeistern. Um sich bei den Jugendlichen bemerkbar zu machen, braucht es einen glaubwürdigen Botschafter.
Dazu hat der Verband die Kunstfigur Toby ins Leben gerufen. Toby ist sowohl Vorbild als auch Identifikationsfigur, ein erfahrener Kumpel, der den Jugendlichen zeigt, welche spannenden Herausforderungen auf dem Bau warten. Toby bringt die Baustelle zu den Jugendlichen. Weitere Informationen sind auf der Webseite von Toby zu finden (toby.ag.ch). (red.)

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