Fast wäre der Mammutbaum 2006 gefällt worden. Dass er noch steht, ist Max Oechslin zu verdanken
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort – das gilt ganz besonders für die Rettung dieses Baumes. Vor vielen Jahren verhinderte Max Oechslin das Fällen des Mammutbaums, an ...
Fast wäre der Mammutbaum 2006 gefällt worden. Dass er noch steht, ist Max Oechslin zu verdanken
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort – das gilt ganz besonders für die Rettung dieses Baumes. Vor vielen Jahren verhinderte Max Oechslin das Fällen des Mammutbaums, an dem sich heute ganz Birmenstorf freut.
Noch heute kämen ihm manchmal die Tränen, wenn er den grossen Baum neben dem Wirtshaus «Alte Schmitte» betrachte. Und der Birmenstorfer Max Oechslin sieht diesen Baum oft. Denn er wohnt nur ein paar Strassen weiter, spaziert oder fährt regelmässig am hohen Baum vorbei. Die Tränen, sagt er, kämen ihm vor Freude. Er sei gerührt, dass dieser besondere Baum noch immer mitten im Dorf beim Wildschweinkreisel stehe.
Selbstverständlich ist es nicht. Denn im Jahr 2006 wäre der Baum, der heute über 21 Meter hoch ist, um ein Haar gefällt worden. Wäre nicht just in diesem Moment, als ein grosser Spezialtransporter die Fällaktion vorbereitete, Max Oechslin vorbeigefahren. «Wenige Minuten später und der Baum würde heute nicht mehr stehen», sagt er rückblickend. Er hätte das Spezialfahrzeug neben der «Alten Schmitte» mit einem langen Greifarm zur Kenntnis nehmen und weiterfahren können. Oechslin aber hielt an und fragte den Chauffeur, was hier vor sich gehe. «Dieser grosse Baum soll gefällt werden», antwortete ihm der Chauffeur. Mit dieser Antwort landete er genau beim Richtigen. Denn wenn jemand Bescheid wusste, war es Oechslin, ehemaliger Gemeinderat. Er fragte, wer die Fällaktion in Auftrag gegeben habe und erfuhr den Namen. Für ihn kein Unbekannter, hatte er mit ihm und einem weiteren Kollegen doch ein Jahr zuvor die «Alte Schmitte» erworben. Danach hatten die neuen Eigentümer das Haus umgebaut, in welchem später Oechslins Sohn einige Jahre wirtete.
Max Oechslin erzählt, dass der grosse Baum vor dem schönen Haus vermutlich seinen Compagnon und Miteigentümer gestört habe: «Er wollte wohl den Blick auf das Gebäude frei legen. Es sollte besser zur Geltung kommen.» Er organisierte die Fällaktion, ohne seine Kollegen zu informieren und um Einverständnis zu fragen. «Hinzu kommt», meint Oechslin, «dass das Land, auf welchem der Baum steht, der Gemeinde gehört». Diese Fällaktion erwies sich somit in mehrfacher Hinsicht als widerrechtlich.
Oechslin übernimmt die Kosten
Oechslin blies die Aktion ab und schickte das Spezialfahrzeug zurück nach Zürich. Bevor der Chauffeur jedoch bereit war, Birmenstorf unverrichteter Dinge zu verlassen, versprach ihm Oechslin den Aufwand zu bezahlen. «Mehrere hundert Franken», sagt er, «kostete es mich, dass der Baum heute noch steht». Dieses Geld sei ihm der Baum allerdings wert. Vor knapp 60 Jahren hatte der damalige Förster Josef Busslinger die Samen in Kalifornien bestellt und importiert, danach gesetzt, gezogen und den Baum 1971, als er etwa fünf Jahre alt war, neben den Kreisel gepflanzt.
Prächtig präsentiert sich der Mammutbaum heute vor der «Alten Schmitte». Ganz besonders zur Weihnachtszeit, wenn 180 Lämpchen am Mammutbaum in der Dämmerung aufleuchten und für Weihnachtsstimmung in Birmenstorfer Nächten sorgen. Zu verdanken ist dies auch dem Bauamt, das Jahr für Jahr mit Skyworker, Kran und Korb, die Lichter am Baum montiert.
Heidi Hess