Familie Eichenberger hat eine Gelbwangen-Schmuckschildkröte am Strassenrand gefunden

Sie wollte gerade über die Strasse laufen, doch die Familie Eichenberger rettete die ausgesetzte Schildkröte vor dem sicheren Strassentod und übergab sie der IG Schildkrötenfreunde Aargau. «Rudy» wurde bereits weitervermittelt.

Es ist für die 20-jährige Gelbwangen-Schmuckschildkröte eine Geschichte mit «Happy End». Sie verdankt ihr neues Leben der Familie Eichenberger aus Künten. Am Montag vor einer Woche war die Familie um 11 Uhr auf der Bremgarterstrasse Richtung Busslingen unterwegs. «Auf der Höhe des Biliardzentrums sah ich die Schildkröte auf dem Trottoir», erzählt Livia Eichenberger. «Ich hielt an und sah nach. Die Schildkröte war unverletzt.» Einfach weiterfahren und die Schildkröte ihrem Schicksal überlassen wollte sie aber nicht. Sie verstaute das Tier kurzerhand in einer Einkaufstasche und packte es ins Auto zwischen die Kinder.
Zu Hause angekommen, war Handeln angesagt. Als Erstes telefonierte Livia Eichenberger mit ihrem Mann, und er gab ihr die Homepage der IG Schildkrötenfreunde Aargau durch. Unverzüglich rief Livia Eichenberger bei der Präsidentin Ruth Huber an und holte sich Rat. «Frau Huber sagte mir, dass ich das Tier in einen Plastikbehälter mit einem nassen Tuch legen soll», sagt sie. Bereits am Nachmittag konnte die Familie die gefundene Schildkröte zur Auffangstation nach Hallwil bringen.

Keine Infrastruktur zu Hause
Die Kinder hätten sie wohl gerne behalten. Denn die schön gezeichnete Schildkröte hatte sogleich ihre Herzen erobert. «Mein Sohn Sam und Tochter Elish wollten die Schildkröte unbedingt behalten. Elish gab ihr sogar einen Namen. Wir setzten Rudy dann kurz bei uns im Garten auf die Wiese. Er liess sich auch am Hals streicheln», sagt Eichenberger. «Leider haben wir nicht die nötige Infrastruktur für eine Wasserschildkröte. Und jedes Tier hat das Recht auf eine artgerechte Haltung.»
Wie eine solche aussieht, konnte die Familie am Nachmittag bei Ruth Huber in Hallwil erleben: Sie hat einen eingezäunten Garten nur für ihre Schildkröten. Huber erklärte der Familie, dass es sich beim Findling um eine circa 20-jährige Gelbwangen-Schmuckschildkröte handelt. Diese Art kommt in ruhigen Gewässern der USA zwischen Südost-Virginia und dem nördlichen Florida vor. Bei uns gelten sie in freier Wildbahn als Neozoen. Leider kommt es vor, dass nicht heimische Schildkröten im Wald oder Teichen ausgesetzt werden, wenn die Besitzer oder Besitzerinnen ihrer überdrüssig geworden sind.
Die Schmuckschildkröten werden bis zu 60 Jahre alt. In einer so langen Zeit können sich auch Lebenssituationen ändern. Der richtige Weg für eine Umplatzierung wäre, sich an die IG Schildkrötenfreunde zu wenden. Hier findet man nicht nur Rat, sondern auch viele Information für die Haltung von Schildkröten.

Rudy badet jetzt im Teich
Ruth Huber schaute sich Rudy bei der Ankunft genau an. Sein Panzer und die Krallen waren intakt. Nur am Bauch hatte er zwei Kratzspuren. Diese könnten von einem Fuchs stammen, der ihn packen wollte. «Rudy war noch nicht allzu lange ausgesetzt. Dafür sah er zu gut aus», so Eichenberger. Nach der Untersuchung setzte Huber Rudy vor den Teich, in denen sich bereits andere Wasserschildkröten tummelten. «Es ging nicht lange, da ist er zum Teich gelaufen und dort abgetaucht», sagt sie.
Für die Familie Eichenberger war das Thema damit aber nicht einfach erledigt. Bereits am nächsten Tag wurde bei Huber angerufen und sich nach der Schildkröte erkundigt. Und Huber hatte gute Neuigkeiten. Sie konnte die Niederrohrdorfer Schildkröte innert Tagesfrist weitervermitteln. «Rudy lebt jetzt im Teich des Alterszentrums in Oftringen. Wir sind froh, dass er es jetzt schön hat und dort den Rest seines Lebens zusammen mit Artgenossen geniessen kann. Wir werden ihn sicherlich bald besuchen gehen.»

Debora Gattlen

IG Schildkrötenfreunde Aargau: igsf-ag.ch oder Tel: 062 777 19 71

Schildkröte «Rudy» wurde ausgesetzt

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