Kreative Köpfe (7): Benjamin Grossniklaus aus Stetten illustriert Bücher, Anschauungsmaterial für die Feuerwehr und Lernhilfen in Heftform

Seine Illustrationen öffnen den Blick in eine verborgene Welt. Die ausdrucksstarken Bilder bereichern nicht nur seine Bücher, sondern hängen auch an den Wänden im Haus.

Seine kreative Seite lebt Benjamin Grossniklaus in seiner Freizeit aus. Dann taucht er ab in andere Welten. Seine Illustrationen erweckt er zuerst mit Bleistiftskizzen, dann digital zum Leben. Jeder Strich setzt er selbst in Szene. Dafür braucht er viele Stunden, manchmal sogar Jahre. Sein Anspruch an seine Bilder ist hoch – die fertigen Kunstwerke überzeugen. Das spiegelt sich auch in seinem neusten Buch wider. Er malte die Bilder, die Texte verfasste Kollege Njördur M. Döring. 200 Stück stehen zum Verkauf. Das Buch «Als Nichts war» handelt von nordischen Sagen und ist eine Art Schöpfungsgeschichte. Auch die bekannten Götter Odin und Thor kommen vor. «Ich brauchte für die Illustrationen sieben Jahre», sagt Benjamin Grossniklaus. «Man erfährt, wie die Welt und die Menschheit entstand.» In der nordischen Mythologie erschufen die Götter die Menschen aus einem Stück Holz. Um sie zu unterstützen, schufen sie zudem auch Zwerge. Dank den Illustrationen von Grossniklaus kann buchstäblich in die Urgeschichte der Welt abgetaucht werden.

Malen als Passion
Grossniklaus malt seit seiner Kindheit gerne. Er habe von seinen Eltern immer ausreichend Papier zur Verfügung gestellt bekommen, ein Fernsehgerät habe es zu Hause nicht gegeben. Das habe seine Fantasie beflügelt. Durchs Malen und auch durchs Lesen sei er als Kind in fremde Welten abgetaucht. Kreativität ist bei ihm bis heute allgegenwärtig. Grossniklaus arbeitet in einem 80-Prozent-Pensum als stv. Leiter Liegenschaften in Königsfelden. Nach der Schule hat er Schreiner gelernt. Eine Ausbildung zum technischen Modellbauer und ein Abschluss als Spezialist für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz (ASGS) mit eidgenössischem Fachausweis folgten.
Malen ist in seiner Freizeit eine grosse Passion. Statt einem Pinsel benutzt er ein Tablet und Photoshop. Der Vorteil der digitalen Kunst sei, er könne ausprobieren und auch wieder etwas löschen. Wichtig ist ihm, dass seine Bilder Dynamik und Leichtigkeit erhalten. Wenn es sich um Bilder für ein Buch handelt, könne er sie auch bequem digital ablegen, bis er alle benötigten Illustrationen beendet habe. Grossniklaus übernimmt auch Auftragsarbeiten für Firmen. So illustriert er Plakate für Notfallkonzepte, Lehrnhilfen in Plakatform für Kurse oder illustrierte für seine Abschlussprüfungen der FH als Lernhilfe ein Heft. Für ein Wikingermagazin, welches jeweils an Mittelaltermärkten angeboten wird, gestaltete er nicht nur die Illustration, sondern schrieb auch den Text. Zusätzlich entwirft er Logos für Vereine, Speisekarten für Foodtrucks und gestaltete für einen bekannten Werkzeughersteller ein Wimmelbild für einen Wettbewerb. Grossniklaus gründete vor 15 Jahren den Verein Blackmoore. In den jährlich stattfindenden Wikingerlagern stellt er jeweils in dieser Zeit authentische Werkzeuge nach Museumsfunden her. Zu Hause bewahrt er sie in einer hölzernen Truhe im Wohnzimmer auf. Unter anderem sind da ein Wikingerbeil, eine Säge, ein Hobel, Hammer oder Schaufel zu sehen. Aber auch ein Axtständer, welchen er seiner Frau Lynn, die zurzeit an den Axtwurfweltmeisterschaft in England teilnimmt, schenkte.

Haus in Eigenregie umgebaut
Seine Kreativität wird aber auch im Haus der Familie sichtbar. Zurzeit ist er daran, das Zimmer seines Sohnes Lijan zu renovieren. Nicht nur die alten Sichtbalken holte er unter drei anderen Zimmerdecken wieder hervor, sondern setzte auch ein besonderes Highlight. So baute er einen geschwungenen Holzschrank in die Wand ein. Dieser dient nicht nur als Schrank, sondern auch als geheime Verbindungstüre zur Schwester Njola. Das Dachgeschoss baute Grossniklaus als Schlafzimmer aus. Ein Rundbogenfenster mit Sichtbacksteinen und Dachfenster baute er ein. Die alte Holztreppe hob er an, damit sie wieder auf den Boden passte. Speziell ist auch das Badezimmer. Das Lavabo weist eine Abdeckung aus speziell maseriertem Nussbaumholz Das Spülbecken wurde ebenfalls in ein Nussbaumbrett gefräst und geschliffen. Bei der Toilette gibt es eine Ablage mit einer Holzabdeckung aus einem alten Haus, das in Stetten abgebrochen wurde.
Die Kreativität hört aber nicht im Haus auf. Auch vor dem Haus sind Holzarbeiten aus Holz, Steintafeln mit Reliefarbeiten und ein selbst geschmiedeter Grill in Form eines Wikingerschiffes zu sehen. Aus den Früchten des hauseigenen Zwetschgenbaumes lässt er jeweils Schnaps bei der Spezialitätenbrennerei Humbel brennen. Selbstverständlich mit einer von ihm entworfenen Etikette. «Ich bin immer gleichzeitig daran, mehrere Projekte zu verwirklichen», verrät er. «Daher dauert es manchmal etwas länger, bis ich alles fertiggestellt habe.» Nebst seinen kreativen Hobbys ist er auch seit über 20 Jahren bei der Feuerwehr. Zuerst während 16 Jahren in Mellingen – er ist im Reuss-Städtchen aufgewachsen. Mit seinem Wegzug nach Stetten wechselte er auch zur Feuerwehr Heitersberg-Reusstal. Seit er in Königsfelden arbeitet, ist er zusätzlich in der Betriebsfeuerwehr tätig. Damit seine Familie wegen seinen Hobbys nicht zu kurz kommt, frönt er diesen, wenn sie bereits schlafen. Und wie bereits sein Vater, schaue er darauf, dass die Kinder ihre kreative Seite ausleben können. Da er in einem 80-Prozent-Pensum arbeitet, hält er sich den freien Mittwoch als Papitag frei. Kürzlich ging er mit seinem Sohn am Dorfbach Lehm sammeln. Dieser wird zurzeit gewässert und vom Sand gereinigt. Demnächst wird ein Testlauf folgen, um zu sehen, ob sich der Ton zum Brand eignet. Geht alles glatt, wird Grossniklaus mit den Kindern Becher töpfern.

Debora Gattlen

Bestellungen für das Buch «Als noch Nichts war» unter: grossniklaussidler@gmail.com

Sommerserie

Die Fähigkeit, etwas zu erschaffen, und dabei nützlich oder brauchbar ist – so definiert Wikipedia das Wort «Kreativität». Wir haben uns im Einzugsgebiet des «Reussbote» auf die Suche nach kreativen Menschen gemacht und die Erfahrungen in der Sommerserie «Kreative Köpfe» zusammengetragen. Die Begegnungen waren so vielfältig und inspirierend wie die Menschen und ihre Schaffenskraft dahinter. (red.)

1001 Ideen für Illustrationen und Kunsthandwerk

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