Der Gemeinderat informierte über den Stand der Dinge bei der neuen Nutzungsplanung

Die Gesamtrevision der Nutzungsplanung «Siedlung und Kulturland» befindet sich noch in der Anfangsphase. An einem Informationsabend wurden Fragestellungen und die grobe Stossrichtung aufgezeigt.

Wer am Informationsabend des Gemeinderates zur Revision der Nutzungsplanung bereits konkrete Umsetzungspläne erwartete, war ein Jahr zu früh dran – und musste sich mit der Präsentation der Ausgangslage und den sich daraus ergebenden Fragestellungen und Zielsetzungen begnügen. Genau seit einem Jahr ist die Planungskommission an der Arbeit. Die ersten Ergebnisse wurden der Bevölkerung nun im Musikzimmer des Schulhauses Riedmatt präsentiert.
Gemeindeammann Norbert Ender definierte den Rahmen des Abends: «Wo wollen wir die Schwergewichte der Nutzungsplanung setzen? Wohin soll es gehen? An diesem Punkt stehen wir heute», sagte er. Paul Keller von der Planungskommission fasste die Ausgangslage anschliessend zusammen: Der Bauzonenplan, der Kulturlandplan und die BNO müssten revidiert werden, wobei sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen verändert hätten. «Die bestehenden Planungsinstrumente sind rund 15 Jahre alt und beziehen sich teilweise auf nicht mehr geltendes übergeordnetes Recht», erklärte Keller. «Es ist Zeit, sie anzuschauen und anzupassen.»
Nicht nur die rechtlichen Eckpfeiler haben sich verändert, auch die Gemeinde hat sich weiterentwickelt. Die Planungskommission hat aus dieser Situation heraus deshalb zahlreiche Handlungsfelder definiert: So etwa die Stärkung der Dorfzone, die Aufwertung der Areale Fendler, Geere und Turnacher und des Siedlungsrands, die Anbindung der Gemeinde an die Erholungsräume und nicht zuletzt das Thema Durchgangsverkehr: Auf der K270 fahren rund 11000 Autos pro Tag durch Nesselnbach, auf der K384 durch Niederwil sind es rund 6000.

Zahlreiche Handlungsfelder
Als weitere Handlungsfelder nannte die Kommission die Inventarisierung von Naturobjekten und das «verträgliche Nebeneinander von Freizeit, Erholung und Landwirtschaft», die Verkehrsberuhigung, das Parkieren in den Quartieren, die Schulwegsicherheit, eine Bushaltestelle für Nesselnbach, eine Buslinienführung in die Gewerbeareale und die Funktion der Gnadenthalerstrasse. Und auch für den Reusspark wurden die wichtigsten Handlungsfelder definiert. Zentral sei dort der Erhalt der kulturhistorisch wertvollen Bauten und die Umsetzung der übergeordneten Vorgaben des Natur-, Landschaftsund Gewässerschutzes.
Aus diesen Handlungsfeldern sind sieben Zielsetzungen hervorgegangen, die Norbert Ender nun vorstellte. Das erste Ziel: Das Erhalten und Entwickeln der Standortattraktivität von Niederwil als eigenständige, gut vernetzte Gemeinde unter Berücksichtigung der dörflichen Strukturen und der besonderen Identitäten. Das zweite Ziel: Eine massvolle Bevölkerungsentwicklung, die mit gut in die dörfliche und örtliche Struktur integrierten Bauten erreicht wird und sich primär an qualitativen Wachstumszielen orientiert.

3500 Einwohner in 15 Jahren
Dabei geht die Gemeinde von einem Bevölkerungswachstum von heute rund 3050 Einwohnern auf 3500 in 15 Jahren aus. Es gäbe für eine solche Entwicklung genügend Reserven etwa bei den Werkleitungen, beim Schulraum bräuchte es eine «genauere Betrachtung». Einwohnerrelevante Umzonungen drängten sich kurz- bis mittelfristig nicht auf, seien auf längere Sicht hinaus jedoch nicht auszuschliessen. Aufzonungen würden dagegen höchstens punktuell in Betracht gezogen, dafür sollten Anreize für eine Innenverdichtung im bestehenden Zonenregime geschaffen werden.
Als drittes Ziel nannte Ender den Erhalt der bestehenden und die Schaffung neuer Arbeitsplätze im kleinteiligen dörflichen Kontext wie auch in den grösseren Arealen Geere, Fendler und Reusspark, und den Erhalt eines insgesamt möglichst breiten Nutzungsmixes mit verschiedenartigen kleinen und mittelgrossen lokalen, regionalen und überregionalen Betrieben.
Ein weiteres Ziel sei eine qualitative und massvolle Siedlungsentwicklung, welche gut in den jeweiligen örtlichen Kontext integrierte Gebäude sowie dem Ort angemessene Grün- und Freiräume umfasst, so Ender. Auch die Gesamthaft optimierte Abstimmung zwischen der Siedlung und dem Verkehr, die Beibehaltung der vielfältigen Natur- und Kulturlandschaften sowie des breiten Freizeit- und Erholungsangebotes seien wichtig – und zu guter Letzt: «Jede raumwirksame Tätigkeit soll unter bestmöglicher Schonung der natürlichen Lebensgrundlagen wie Boden, Luft und Wasser erfolgen».

Wachstum sorgt für Beunruhigung
Die abschliessende Fragerunde drehte sich vor allem das prognostizierte Bevölkerungswachstum. Ist das Wachstum erwünscht? Was hätte sie für Folgen im Bezug auf das verdichtete Bauen? Und auf die Parkraumbewirtschaftung und den Schulraum? Zu reden gab auch die Ausnützungsziffer, deren Abschaffung aus der Runde verlangt wurde. Die Diskussion war kurz, aber lebhaft.
Nach der Erstellung eines Räumlichen Entwicklungsleitbildes (REL) sollen in einem nächsten Schritt der Bauzonenplan, Kulturlandplan und die BNO erarbeitet werden. Der nächste Informationsanlass für die Bevölkerung ist für Mitte 2025 vorgesehen.

Marko Lehtinen

Revision bekommt erste Konturen

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