Der Ukrainer Elmar Smailov (16) macht ein Praktikum bei den Gemeindewerken

Vor zwei Jahren flüchtete Elmar Smailov mit seiner Familie aus dem russisch besetzten Cherson in die Schweiz. Nach Abschluss der Realschule in Mellingen möchte er bei den Gemeindewerken eine Ausbildung beginnen.

Elmar Smailov ist ein sympathischer junger Mann mit schüchternem Lächeln. Der 16-Jährige, der im Herbst 2022 mit seinen Eltern und seinen beiden jüngeren Geschwistern vor dem Krieg in der Ukraine in die Schweiz flüchtete, macht seit einem Monat ein Praktikum bei den Gemeindewerken Mägenwil-Wohlenschwil. Die Zustände in seiner, vom Krieg heimgesuchten, Heimat kann man anhand seiner knappen Auskünfte nur erahnen. Man muss zwischen den Zeilen lesen. Es habe immer Raketenangriffe gegeben – vor allem nachts, erzählt er auf Nachfrage. «Wir waren im Keller bei den Grosseltern», sagt er nur. Die Grosseltern seien bei der Flucht zurückgeblieben. Hat er Angst um sie? «Angst schon, aber sie wollten nicht mitkommen», erklärt Smailov, der zwar gut Deutsch versteht, aber nur selten längere Sätze spricht – wenn, dann aber immer grammatikalisch korrekt.
Zu Hause werde nicht über den Krieg gesprochen, die Eltern verfolgten auch die Nachrichten nicht, verrät er. Als die Russen in seiner besetzten Heimat von Haus zu Haus gingen und nach jungen Männern fragten, um diese in die Armee einzuziehen, beschlossen die Eltern, dass es Zeit war, zu fliehen. Die rund 2500 Kilometer von Cherson am Schwarzen Meer bis in die Schweiz legten sie mit dem Auto zurück. In den Aargau kamen sie, weil sie Landsleute kannten, die in der Region untergekommen waren. Das erste Jahr verbrachte die fünfköpfige Familie in Brittnau in einer Unterkunft mit anderen Flüchtlingen. Als für sie eine neue Bleibe gesucht wurde, ergab es sich, dass sie nach Mägenwil kamen, wo die Familie nun in einer Wohnung lebt.

Schon Schweizer Freunde gefunden
Bereits eine Woche nach ihrer Ankunft begann der heute 16-Jährige mit der Schule. «Es war schwierig, aber jetzt verstehe ich mehr», erklärt Smailov. Denn am Anfang sprach er kein Wort Deutsch. Das habe er sich zunächst mit Hilfe eines ukrainischen Schulkameraden selbst beigebracht, erzählt er. So schaffte er in diesem Sommer seinen Realschulabschluss in Mellingen. Schweizer Freunde hat er ebenfalls schon gefunden. Das Praktikum bei den Gemeindewerken habe ihm Frau Vizeammann Marlène Fehlmann vermittelt, erzählt Elmar Smailov. 2 ½ Tage die Woche arbeitet er dort mit, die restlichen Tage der Woche besucht er einen Integrationskurs sowie einen Deutsch-Intensivkurs. Für eine Ausbildung zum Fachmann Betriebsunterhalt müsse er auch die Berufsschule besuchen. Dort seien gute Deutschkenntnisse unerlässlich, erklärt Andreas Bräuer, Leiter Gemeindewerke. Mit der Arbeit seines Schützlings ist er ansonsten zufrieden – egal ob es sich ums Heckenschneiden, Abfallkübel leeren oder Strassenränder jäten handelt. Ein besonderes Händchen hat Smailov für Maschinen. Schon in der Ukraine reparierte er gemeinsam mit seinem Vater Autos. Beim Traktor der Gemeindewerke hat er selbst die Batterie gewechselt. «Mech» möchte er trotzdem nicht lernen, die Tätigkeit hier im Betrieb sei vielseitiger, findet er. Die Aussichten, dass es mit der Ausbildung klappt stehen gut: «Wenn es für alle Beteiligten passt, wäre die Idee, dass er im nächsten Sommer eine Ausbildung hier macht», erklärt Smailovs Chef in spe. Für Elmar Smailov wäre dies eine tolle Sache, sagt er. Denn er selbst möchte gerne in der Schweiz bleiben. Sein grösster Wunsch für die Zukunft sei es aber, dass seine Familie eines Tages in ihre Heimat zurückkehren kann.

Michael Lux

«Ich möchte gerne hierbleiben»

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