844 Stimmberechtigte sagen Nein zu Tempo 30, 696 sagen Ja – Befürworter und Gegner ziehen Bilanz

Am Schluss scheiterte die Einführung von Tempo 30 daran, dass überall entschleunigt werden sollte. Die Chance, dass weiter diskutiert wird, scheint gering.

Letztlich war es für Gegnerinnen und Gegner wohl zu viel Entschleunigung auf Oberrohrdorfs Strassen. Eine Mehrheit lehnte den Bruttokredit von 100 113 Franken für eine flächendeckende Einführung von Tempo 30 auf Oberrohrdorfs Gemeindestrassen ab. 844 Stimmberechtigte waren gegen die Einführung von Tempo 30, 696 Oberrohrdorferinnen und Oberrohrdorfer hatten sich am Sonntag für den Kredit und damit für Tempo 30 ausgesprochen, – die Stimmbeteiligung lag bei 55,8 Prozent.
Der Gemeinderat teilte mit, dass er «vom Ergebnis der Referendumsabstimmung Kenntnis» nimmt: «Die Planung zur Einführung von flächendeckend Tempo 30 auf Gemeindestrassen, wird somit beendet.» Davon ausgenommen seien bereits bestehende Begegnungszonen.
Vorausgegangen war dieser Abstimmung ein Beschluss der Gemeindeversammlung vom 13. Juni 2024. Mit einer Zweidrittelsmehrheit war damals der Bruttokredit zur flächendeckenden Einführung von Tempo 30 genehmigt worden. Gegen diesen Beschluss wurde in der Folge jedoch erfolgreich das Referendum ergriffen: Innert kurzer Zeit gelang es einer Gruppe um Marco Zurbrügg, die dafür nötigen Unterschriften zu sammeln. Das Ergebnis der Referendumsabstimmung macht diesen Entscheid der Gemeindeversammlung nun hinfällig.

«Jetzt sagte das Volk Nein»
Am Sonntagnachmittag feierten die Gegnerinnen und Gegner der Einführung von Tempo 30 in Oberrohrdorf ihren Erfolg. Auf Anfrage sagt Marco Zurbrügg, Sprecher des Referendumskomitees, sie hätten gehofft, dass das Resultat zu ihren Gunsten ausfalle. Völlig überraschend komme es indes nicht. Das Referendumskomitee habe sich gegen Tempo 30 gewehrt, weil in der Gemeinde flächendeckend entschleunigt werden sollte. Temporeduktionen, verbunden mit Rechtsvortritten, waren überall vorgesehen, auch auf Verbindungsstrassen wie der Rüsler- oder der Bergstrasse. «Wäre die Einführung nicht flächendeckend geplant worden, hätten wir das Referendum nie ergriffen», so Zurbrügg. Das Ergebnis der Referendumsabstimmung zeige zudem, dass an der Gemeindeversammlung «kein demokratischer Entscheid» gefällt worden sei. «Jetzt sagte das Volk Nein.» Diesen Entscheid gelte es zu akzeptieren.

Diskutieren am runden Tisch
Für Tempo 30 und damit für mehr Verkehrssicherheit und Lebensqualität in Oberrohrdorf hatte sich die Spurgruppe Mensch und Umwelt eingesetzt. Deren Präsident Marcus Wanger freut sich zunächst, dass sich immerhin 696 Stimmberechtigte für die flächendeckende Einführung von Tempo 30 im Dorf ausgesprochen hatten. Beim Begriff «flächendeckend» liege aber auch die Krux, meint er, und letztlich wohl der Hauptgrund für die Ablehnung von Tempo 30. «Alles auf einmal, das war manchen zu viel.» Die Gegnerinnen und Gegner wollten weder auf ihre Gewohnheiten verzichten noch wollten sie bevormundet werden, sagt Wanger.
Marcus Wanger würde es sehr begrüssen, wenn sich der Gemeinderat, Gegnerinnen und Gegner sowie auch Befürworterinnen und Befürworter der Einführung von Tempo 30 an «einen runden Tisch» setzen würden, um zu diskutieren, wie es nach diesem Nein weitergehen kann.
Davon ist Marco Zurbrügg allerdings wenig angetan. «Auf Biegen und Brechen» erneut etwas initialisieren, das sei nicht in seinem Sinn, erklärt er.

Heidi Hess

Oberrohrdorf lehnt Tempo 30 ab

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