Harmonie und Schnipo

Achtung, die Leserschaft sei hier von allem Anfang an gewarnt: In diesem Text wird es heute für einmal philosophisch. Wer also keine Lust auf eine tiefgründige Kolumne hat, liest besser nicht weiter. Auf Wiederlesen, bis zum nächsten Mal.
Aha, hat Sie die Neugierde gepackt, und Sie lesen trotzdem weiter? Das finde ich sowas von prima, weil sich, unter uns gesagt, die Philosophie in Grenzen hält. Die Rede ist nämlich von etwas Alltäglichem, sehr Menschlichem. Die Geschichte begann sehr banal und harmlos mit einer Frage von Gianna: «Giovanni, was essen wir heute? Etwas Fleischloses, einverstanden?» Und jetzt kommt die Philosophie: Das war ja eine veritable Suggestivfrage. Genauso gut hätte Gianna sagen können: «Heute gibt’s im Fall kein Fleisch!» Giovanni, total auf Harmonie bedacht, antwortete: «Ja, heute kein Fleisch, einverstanden.» Was natürlich ein grosser Fehler war, denn eigentlich hatte er enorme Lust auf Fleisch. Auf zum Beispiel Schnipo. Damit sind wir wieder bei der Philosophie, die sich bekanntlich mit den Fragen des Lebens beschäftigt. Ein «harmonisches Ja» komme nicht aus dem Herzen, sondern aus einem Harmoniebedürfnis heraus. Es sei kein authentisches, kein echtes, sondern ein «verbogenes Ja». Da müssen wir den Philosophen recht geben und uns fragen: Wie oft haben wir uns in unserem Leben schon verbogen, weil wir zu etwas Ja gesagt haben, obwohl wir es gar nicht tun wollten? Eben. Ein klares Giovanni-Nein auf Giannas Frage wäre ehrlicher gewesen. Denn, wie heisst es doch so schön philosophisch: «Ein Nein ist ein Ja zu dir selbst.»

Jean

PS: Und was essen wir heute? Da schweigt des Sängers Höflichkeit.

Peanuts

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