Niko Läderach studiert Philo- sophie und Germanistik an der Uni- versität Zürich, arbeitet als Assistenz im Kinder- garten und an Wochenenden im Sportcenter. Seine Freizeit verbringt er gerne draussen mit dem Hund, an der Reuss, aber auch mal ge- mütlich zu Hause ...
Niko Läderach studiert Philo- sophie und Germanistik an der Uni- versität Zürich, arbeitet als Assistenz im Kinder- garten und an Wochenenden im Sportcenter. Seine Freizeit verbringt er gerne draussen mit dem Hund, an der Reuss, aber auch mal ge- mütlich zu Hause bei einer Lektüre.
Schönheit
«Schönheit liegt im Auge des Betrachters», sagt man doch so gemeinhin. Auf gewisse Weise mag das stimmen. Wir finden nicht alle immer dasselbe schön. Häufig finden wir uns in Situationen wieder, in denen wir darüber streiten, ob etwas schön ist oder nicht. Einigung lässt sich da selten erzielen, die emotionalen Konflikte werden – mit «Schönheit liegt halt im Auge des Betrachters» – trocken beendet. Ich glaube diese Aussage gilt als allgemein gültig. Wie gesagt, sie stimmt ja auch irgendwie. Und doch glaube ich, dass wir sie zu schnell äussern. Liegt Schönheit wirklich im Auge des Betrachters?
In der ästhetischen Theorie scheiden sich bei dieser Frage die Geister. Der Position, dass Schönheit nur subjektiv feststellbar ist, steht die Position gegenüber, dass Schönheit objektiv erkannt werden kann. Die Frage, die sich die Ästhetikerin meist stellt ist folgende: Was heisst es überhaupt, schön zu sein? Diese Frage stellt sie nicht aus überschwänglichem Selbstlob, sondern weil sie wissen möchte, was es für ein Ding heisst, schön zu sein. «Schön» wird nämlich in ganz schön (!) vielen Kontexten verwendet. Kunstwerke sind schön, Fotos sind schön, Filme, Bücher, Sonnenuntergänge und allen voran sind natürlich Menschen schön. Meint «schön» in allen Fällen dasselbe? Heisst es für sie dasselbe, schön zu sein? Wahrscheinlich eher nicht. Das Buch ist schön, weil es wohl zu lesende Worte in richtigen Reihenfolgen aneinanderreiht und Erzählfunktionen aussergewöhnlich virtuos eingesetzt werden. Der Sonnenuntergang hingegen ist schön, weil er vielleicht tolle Farben produziert, ja Wärme in uns erzeugt. Es ist schwierig zu sagen, was am Sonnenuntergang genau schön ist, denn seine Schönheit nur auf die Farben zu reduzieren wäre auch nicht angemessen.
Man merkt, «schön» kann man gar nicht so schön beschreiben. Auf die Frage, was es heisst schön zu sein, gibt «Schönheit liegt im Auge des Betrachters» nur vermeintlich Antwort. Natürlich heisst es, dass das, was der Betrachter schön findet, zumindest für ihn schön ist. Aber was heisst das jetzt? Was heisst es für den Betrachter, dass er etwas schön findet? Schönheit ist zwar ein ästhetischer Erfolgsbegriff, was ästhetisch ist, ist schön, viel mehr als das aber auch nicht. Mit «Schönheit liegt im Auge des Betrachters» sind wir keinen Schritt weiter gekommen. Vielleicht liegt Schönheit doch nicht im Auge des Betrachters, auch wenn gewisse Betrachter durchaus schöne Augen besitzen.