Stefan Schmid, Jg. 1955, wohnt in Mellingen. Nach vielen Start-ups im Beruf, nun Start-ups in Kultur und Politik: Engagiert in der Museums-Kommission, im Vorstand der Melliger Spiellüt und eifriger IGler.

Freiheit!

Joan Baez, amerikanische Kultsängerin der 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts (mein Gott, wie lange ist das her) hat es auch gesungen: «Freedom is just another word for nothing left to lose». Freiheit ist bloss ein anderes Wort für nichts mehr zu verlieren zu haben. Tönt cool auf Englisch, auf Deutsch etwas deprimierend. Was wir als Freiheit verstanden, war das Entkommen vor unseren Eltern, die uns an die Pflicht erinnerten, anständige Menschen zu werden. Lange Haare und Jeans waren unsere äusserlichen Zeichen: «Mit uns nicht». Jahre später kamen noch die Löcher in den Hosen dazu. Auch schon passé. Die Jeans sind geblieben. Gut so.
Das Älterwerden hat uns dann viel Freiheit gekostet. Waren wir anfangs noch auf dem existenziellen Minimum und sogar stolz darauf, haben uns unsere Ansprüche nach Mobilität, Wohnqualität und Status zum Lernen und zum Arbeiten getrieben. Liebe und Kinder haben das ihre noch dazu getan. Aus die Maus mit Freiheit, wir wurden Angestellte und Eltern. Und das noch irgendwie freiwillig. Aber gut so. Natürlich gibt es noch die ewig Junggebliebenen, die jedem Trend hinterherlaufen, sich am liebsten unter Jugendliche mischen und ewig hip bleiben möchten. Dass sie bei der Jugend oft nur Augenrollen ernten, blenden sie häufig aus. Älter werden ist halt nichts für Feiglinge.
Heute, in meinem Fall als Mensch fortgeschrittenen Alters, nett gesagt, definiere ich Freiheit etwas anders. Der Begriff ist nicht absolut. Mich unter Recht und Gesetz zu stellen, empfinde ich nicht als Einschränkung meiner Freiheit, sondern als Schutz vor Ungerechtigkeit, Willkür des Staates und Einzelner und das Faustrecht des Stärkeren. Dafür muss ich mich den Regeln des Zusammenlebens auch unterordnen, also im Sinne meiner Eltern ein anständiger Mensch sein.
An dieser Stelle ist es aber dringend nötig, für die Jugend eine Lanze zu brechen. Nichts, keine Vorschrift, kein Gesetz kann eine eigene Erkenntnis, gewonnen aus Erfahrung, ersetzen. Und Erfahrung macht man durch Tun, durch Vorwärtsdrängen und Abprallen. In coolem Englisch «Try and Error». Schulmeisterliche Zeigefinger erheben ist meistens fehl am Platz, helfendes Beiseitestehen im Falle des Scheiterns eine liebevolle Geste.
Und zum Schluss: «Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will.»

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