Markus Jost, pens. Gemeindeschreiber, lebt zusammen mit seiner Frau in Wohlenschwil. Er geniesst das Rentnerdasein, pflegt gelenkschonende Sportarten und liebt kulturelle Kulinarik.

Mellrigwil

Gut 200 Jahre lang waren Fusionen in der aargauischen Gemeindelandschaft praktisch kein Thema. Deren Zahl änderte sich seit der Kantonsgründung anno 1803 nur marginal. Damals war der Kanton mit 240 Gemeinden gestartet. Derzeit umfasst der Kanton Aargau 197 Gemeinden. Bevölkerungszahl, Fläche und Leistungsfähigkeit der Gemeinden unterscheiden sich zum Teil erheblich. Die Steuerfüsse variieren aktuell zwischen 48 Prozent und 127 Prozent! Die Gründe und der erhoffte Nutzen einer Fusion sind vielseitig. Neben finanziellen Gründen spielt auch der personelle Bereich eine Rolle. Gemeinsam gibt es bessere Entwicklungsperspektiven. Gerade in kleinen Gemeinden, welche nicht für jeden Kompetenzbereich über eine Fachperson samt Stellvertretung verfügen, lassen sich diese Bereiche durch einen Zusammenschluss besser abdecken und eine gewisse Professionalisierung erreichen. Andererseits gibt die eigene Gemeinde vielen ein Gefühl der Zugehörigkeit. Daher sind Emotionen und die Identifikationsfrage nicht zu unterschätzende Faktoren. Ich könnte mir in unserer Region mittel- bis langfristig eine Heirat der Gemeinden Mellingen, Mägenwil, Tägerig und Wohlenschwil vorstellen. Dies würde einer Gemeinde von rund 12 000 Einwohnern entsprechen, also einer gesunden und noch überblickbaren Grösse, um u. a. auch mehr Gewicht und Gehör für die Region Mellingen «in Aarau oben» zu erhalten. Dies wäre eine gute Voraussetzung, dass man nicht nur «zusammenwachsen», sondern auch «zusammen wachsen» könnte. Der Anfang ist mit dem neuen Kreiselschmuck «MW» ja bereits gemacht. Die vier Gemeinden arbeiten bereits heute in zahlreichen Bereichen eng zusammen. Der Nutzen von Mellrigwil liegt insbesondere bei der Raumplanung, der Organisation von Schule, Schulraumkoordination, (Bau-) Verwaltung, Digitalisierung, Asylwesen etc. Vorteile ergeben sich auch bei der Besetzung von Ämtern und der Bewältigung von grossen Investitionen. Zwar ist die Arbeit nach einer Fusion für die Mitarbeitenden und den Gemeinderat umfangreicher, aber auch interessanter und durch die Neuorganisation anfangs nicht billiger, jedoch effizienter, nachhaltiger und professioneller. Voraussetzung ist eine intensive, demokratische Auseinandersetzung durch die Bevölkerung. Das Ganze muss sich von unten nach oben entwickeln, man darf «nichts übers Knie brechen» und es muss für alle letztlich eine Win-Win-Situation bringen. Fazit: Gut Ding will Weile haben.

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