In der Bauverwaltung liegt das Baugesuch zum Umbau des Restaurant Krone auf

Das Restaurant Krone in Mellingen hat eine lange Geschichte. Seit längerer Zeit ist die ehemals heimelige und florierende Beiz aber geschlossen. Das soll sich demnächst ändern.

Man sieht es dem stattlichen Gebäude mit dem goldfarbenen Wirtshausschild von weitem an: Das Restaurant Krone hat seine beste Zeit hinter sich. Zerschlagene Schilder, abbröckelnder Verputz, verschmutzte Fassade. Die Fensterläden teils geschlossen. Das Gebäude gibt keine schöne Visitenkarte ab. Dabei florierte dieses Restaurant in früheren Jahren. Geschäftsleute aus nah und fern gingen hier ein und aus und liessen sich mit guter Küche verwöhnen. Der Untergang der «Krone» begann nachdem sie circa in den 1990er-Jahren versteigert wurde. Illegale Spiele mit Polizeirazzia, ein Tötungsdelikt und einer Verhaftung, später ein Cabaretbetrieb.

Restaurant-Landschaft verändert sich
Gab es in Mellingen früher noch gut ein Dutzend florierende Restaurants, so können diese heute an einer Hand abgezählt werden. Die Restaurant-Landschaft hat sich grundlegend geändert. Nun kommt in Mellingen aber Bewegung, denn in der Bauverwaltung liegt noch bis zum 13. Februar das Baugesuch der Victoria Bäckerei GmbH, Fahrweid für den Umbau des Restaurants Krone öffentlich auf. Das Erdgeschoss beinhaltet auf über 100 Quadratmetern ein Restaurant/Cafe mit einer Theke sowie einer Küche und weiteren Nebenräumen (Toiletten und Garderoben). Das Untergeschoss hat mehrere Kellerabteile für die acht Studios im ersten Obergeschoss. Im zweiten Obergeschoss ist eine 4 ½-Zimmer-Wohnung geplant. Die Fassade soll einen neuen Anstrich erhalten.
Die Victoria Bäckerei mit Sitz in Fahrweid betreibt mehrere Lokale in den Kantonen Aargau und Zürich und bietet traditionelle Balkangerichte wie Cevapcici und Burek an. Das Konzept in Mellingen stehe aber noch nicht, betont Anush Cikaj, der für Mellingen zuständig ist. Der Familienbetrieb wird von den drei Brüdern Cikaj geführt. Sie stammen ursprünglich aus dem Kosovo, sind in der Schweiz aufgewachsen und betreiben die Lokale. Auf wann die Eröffnung geplant ist, kann Anush Cikaj noch nicht sagen. Die Eröffnung richtet sich nach dem Baugesuchsverfahren und den Terminen der Handwerker respektive des Umbaus.

Die wechselvolle Geschichte
Über die Geschichte des Gasthofs Krone lesen wir im Fotoarchiv der Gemeinde Mellingen: 1444 in der Zeit des «Alten Zürichkriegs» (1436 – 1450) findet die «Krone» ihre erstmalige urkundliche Erwähnung. Kein anderes Gasthaus in Mellingen ist früher als die Krone erwähnt. Sie stand damals noch an der Hauptgasse. Neben dem «Löwen» und dem «Hirschen» war die «Krone» eine Tavernenwirtschaft, durfte also warme und kalte Speisen abgeben und Gäste beherbergen. So standen 1555 zehn Gästebetten bereit. Hinter dem Gebäude fanden sich auch Pferdestallungen.
Um 1800 wurde die «Krone» an den Kirchplatz verlegt, und zwar an die Stelle, wo heute das kath. Pfarrhaus steht. Nach 1840 erwarb der «Kronen»-Wirt das nebenan liegende Gebäude des Spitals (an dessen Stelle steht heute das Rathaus). Das Spital selbst verlegte sein Domizil kurzfristig ins Haus Hauptgasse 17. Doch in den 1850er-Jahren geriet die «Krone» in Konkurs, sodass die Gemeinde 1855 den Gebäudekomplex erwerben konnte. Der «Kronen»-Wirt Alois Iten zog ins Dieboldhaus (Gebäude Bahnhofstrasse Nr. 11) um. 1863 zügelte die «Krone» an den heutigen Standort.

Saal weicht Mehrfamilienhaus
Als Wirtin wirkte Elise Huber, die auch Bierbrauerin war. Der 1864 erbaute Saal war über Jahrzehnte, gleichzeitig mit dem alten Saal im Hotel Löwen, für die Gemeinde von grosser kultureller Bedeutung. Nachdem der «Kronen»- Saal über lange Zeit leer stand, wurde er 1986 abgebrochen. An seiner Stelle wurden Wohnungen eingerichtet. Im Erdgeschoss führte der ehemalige Wirt des Restaurant Krone, Hans Meier, eine mechanische Werkstätte. Im Juni 1920 begann J. Schneider auf der «Krone» zu wirten. Langjährige Wirte waren im 20. Jahrhundert die Familien Mäder und Meier. Nach 1920 erwarb Adolf Mäder den Gasthof. Nachdem Mäder 1933 verstarb, führte dessen zweite Gattin bis 1947 den Betrieb weiter. Damals übernahm der Badener Unternehmer Heimgartner die Liegenschaft, welche dann in den 1950er-Jahren an Familie Meier verkauft wurde.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stand an der linken Seite des Gebäudes sogar eine Benzinzapfsäule. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurde die «Krone» zunehmend zu einem Erotik-Etablissement. Wirt Franz Duss versteigerte die Liegenschaft 1997. 1998 wird Giuseppe Bossi Pächter des Gasthofs. Die Brüder Cikaj erwarben die Liegenschaft im vergangenen Jahr.

Benedikt Nüssli

Quelle: Fotoarchiv Mellingen

Neues Leben in die alte Gaststube

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