Stiftungen in der Region: Die Stiftung «Alte Kirche Wohlenschwil» dient dem Erhalt des Gebäudes, das heute eine kulturelle Begegnungsstätte ist

Mehr als 750 Jahre hat die Alte Kirche Wohlenschwil auf dem Buckel. Die gleichnamige Stiftung ist deutlich jünger. 1996 wurde sie gegründet, um das historische Gebäude vor dem Verfall zu retten. Heute wird sie für Veranstaltungen, aber auch wieder für Trauungen genutzt.

Die Geschichte der Alten Kirche lässt sich bis in 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Im Laufe der Zeit veränderte sie mehrmals ihr Gesicht, bevor sie im Bauernkrieg 1653 – wie fast das ganze Dorf – ein Raub der Flammen wurde. Es folgten ein Wiederaufbau und weitere bauliche Veränderungen, darunter das barockisierte Kirchenschiff sowie der Turmumbau im Jahr 1830. Als Gotteshaus hatte das seit 1947 unter Denkmalschutz stehende Gebäude allerdings schon 1908 ausgedient – damals wurde die neue Kirche in Wohlenschwil gebaut. Im Anschluss diente der «profanisierte», also nicht mehr kirchlich geweihte, Kirchenraum zeitweise als Proberaum für die Musikgesellschaft, bevor sie 1946 in den Besitz der «Vereinigung zur Erhaltung der Alten Kirche» überging. Zur 300-Jahr-Feier des Schweizerischen Bauernkrieges wurde die Alte Kirche dann noch einmal feierlich herausgeputzt und renoviert. 1955 entstand die «Stiftung Bauernmuseum» samt entsprechendem Museum, welches jedoch 1993 aufgehoben wurde. Die Alte Kirche fiel in einen Dornröschen-Schlaf, der ihr nicht guttat.

Frondienst für die gute Sache
«Die Kirche war in einem desolaten Zustand», erinnert sich Stiftungsratspräsident Peter Meyer. Man habe zur Rettung des Gebäudes eigentlich einen Verein gründen wollen, doch aus juristischen Gründen sei das nicht möglich gewesen. Und so wurde stattdessen 1996 die «Stiftung Alte Kirche Wohlenschwil» gegründet. Sie ging wie ihre Schwesterstiftung «Alte Mühle» aus der «Stiftung Bauernmuseum» hervor, die als «Göttibatzen» 40 000 Franken zur dringend erforderlichen Dachsanierung beisteuerte. Zwei Kirchenfeste und die Zuschüsse des Denkmalschutzes finanzierten darüber hinaus die vier Jahre dauernde Renovierung im Zuge derer auch die Aussenmauern sowie der Innenraum instand gesetzt wurden. Ohne eine gehörige Portion Eigenleistung wäre das Unterfangen wohl nicht ohne einen einzigen Franken Schulden abgegangen: «Wir hatten eine Frondienstgruppe von 15 Männern, die rund 1000 Stunden gearbeitet haben», so Meyer, der selbst ein «Mannjahr» in die Renovation gesteckt hat. Auch heute noch gibt es ein Frondienst-Team, das sich zweimal im Jahr um die Kirchenreinigung sowie Reparaturen und Grünpflege kümmert.

Besondere Stiftungsstrukturen
Ausser dem Erhalt des Gebäudes vermerkt die Stiftungssatzung als Ziel, die Alte Kirche als Kulturzentrum und Treffpunkt im Dorf zu etablieren. «Die Kulturkommission nutzt die Kirche», berichtet Meyer. Von April bis Oktober finden verschiedene, kulturelle Veranstaltungen statt. Auch für private festliche Anlässe kann man die ehemalige Kirche mieten. Darüber hinaus finden zumindest standesamtliche und «freie Trauungen» wieder im ehemaligen Gotteshaus statt: «Die Kirche ist offizielles Traulokal», so Meyer. Ungewöhnlich sind auch die demokratischen Strukturen der Stiftung, die eher wie ein Verein geführt wird. Als eine der ersten Stiftungen im Kanton führte man jährliche Stifterversammlungen ein, in denen die Beschlüsse des Stiftungsrats diskutiert werden. Neben Zuwendungen privater Gönner finanziert sich die Stiftung aus den einmaligen oder jährlichen Beiträgen der rund 250 Stifter. Diese erhalten im Gegenzug eine lebenslange Mitgliedschaft.

Michael Lux

Serie: Stiftungen in der Region

Bisher erschienen: «Pro Diamantina», Remetschwil; «Fischerhaus-Reuss-Stiftung», Mellingen; «Albert und Ida Nüssli-Stutz-Stiftung», Mellingen; Stiftung «Firmm», Mellingen

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Wenn alte Mauern sprechen könnten …

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