Ewald Rudolf von Rohr aus Oberrohrdorf geniesst das Rentnerleben, das Enkel hüten und den Gesang. Er ist ein sozial engagierter Mensch. Vor langer Zeit war er acht Jahre im Gemeinderat. Heute ist er aktiv in der regionalen Alterspolitik.

Was in der letzten Woche politisch alles passierte war absehbar, ist aber für mich schwer verdauliche Kost. Amerika wählte Trump zum Präsidenten und die deutsche Regierung zerlegte sich selbst. Zeitgleich stimmte ich «Nein» bezüglich Autobahnausbau. Ich bin dagegen, dass Bundesrat und Parlament für uns falsche Anreize schaffen, 400 000 Quadratmeter Fläche – darunter Landwirtschaftsland – zubetonieren und dadurch das Autofahren attraktiver machen. Schon sehr lange wissen wir: Wer Strassen baut, erntet Verkehr. Und erwiesen ist auch: Wer den Stau bekämpft, steigert die Mobilität auf den Strassen. Es fällt mir immer schwerer, mir meinen Glauben an unsere Bundespolitik zu erhalten, eine christliche Perspektive zu stärken und an der Menschenliebe festzuhalten. Ich weiss, Schwarzmalerei ist wenig hilfreich und wirkt destruktiv. Aber wo lässt sich nachhaltiger Umbruch oder sogar Aufbruch sehen? Was bedeutet Wahrheit, wenn Lügen ungestraft bleiben und Tatsachen beliebig verdreht werden können? Dürfen wir hemmungslos ignorieren, dass es unserer Mutter Erde, unserem gemeinsamen Zuhause, nicht gut geht? Wären wir mit allem Geschaffenen innerlich tatsächlich verbunden, wären Genügsamkeit und Gemeinsinn selbstverständlich. Aber dazu hätten wir längst umkehren und unseren Lebensstil radikal (im Sinne von «radix» – Wurzel) ändern müssen. Das Gegenteil ist der Fall. Wir wollen vorwärtskommen. Dazu initiieren wir sechs Projekte, um unsere «Schlagadern des Landes» für 5,3 Milliarden auszubauen: Wir investieren 253 Millionen, um die A1 im Grauholz von sechs auf acht Spuren zu erweitern. 239 Millionen von vier auf sechs Spuren für die A1 zwischen Schönbühl und Kirchberg. 965 Millionen für mehr Spuren am Genfersee. 1,87 Milliarden für den neuen Rheintunnel der A2 in Basel. Auch für die dritte Röhre durch den Rosenberg in St. Gallen investieren wir 1,24 Milliarden. Und in Schaffhausen ist schliesslich eine zweite Röhre im Fäsenstaubtunnel und eine doppelstöckige Galerie für 393 Millionen Franken geplant. Ich bin kein Mobilitätsfeind und auch kein Autohasser, noch ignoriere ich die Interessen der Wirtschaft, die unter verstopften Strassen leidet. Dennoch stelle ich mir und uns die Fragen: Setzen wir die Prioritäten richtig? Welche Weichen stellen wir heute für die Welt, in der wir morgen leben wollen? Und wählen wir dafür die richtigen Mittel?

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