BBQ-Schweizermeister – jetzt ruft die WM
17.05.2024 Wohlenschwil, Region ReusstalLos Grillos holten sich zu ihrem 10-Jahre-Jubiläum den vierten BBQ Schweizermeister-Titel. Dafür gab das Team vollen Einsatz
Sie waren fokussiert wie noch nie. Zu ihrem 10-Jahre-Jubiläum wollten die Los Grillos zum vierten Mal den Schweizermeister-Titel ergrillen. Dafür ...
Los Grillos holten sich zu ihrem 10-Jahre-Jubiläum den vierten BBQ Schweizermeister-Titel. Dafür gab das Team vollen Einsatz
Sie waren fokussiert wie noch nie. Zu ihrem 10-Jahre-Jubiläum wollten die Los Grillos zum vierten Mal den Schweizermeister-Titel ergrillen. Dafür musste das Team alles geben. Der Lohn: die Besteigung des Schweizer Grillolymps.
Sie sind während der letzten zehn Jahre das erfolgreichste Team, das an der Schweizer BBQ-Meisterschaft in der Profikategorie in Luzern teilnahm. Viermal reichte es zum Schweizermeister-, drei Mal zum Vizemeister-Titel. Die Messlatte beim Team Rocco Scelzo, Thomas Flückiger, Daniel Klausner und Vincenzo Covelli war 2024 dementsprechend hochgesteckt – der Meistertitel angepeilt. Dafür überliessen sie nichts dem Zufall.
Zwei Monate vor der BBQ-Meisterschaft wurde bekannt, was die Vorgaben für die fünf BBQ-Gänge sind. Und das war definitiv keine leichte Aufgabe. «Als erster Gang musste eine kaltgeräucherte Forelle mit Meerrettichschaum zubereitet werden», sagt Daniel Klausner. Nach einem Livestream-Meeting mit dem Veranstalter stellte sich heraus, dass das Forellenfilet nicht an einem Stück präsentiert werden muss. Die Interpretation von Los Grillos: ein Forellentatar auf Randengelee. «Wir hatten noch nie kaltgeräuchert», führt er aus. Eine Kalträucherschnecke aus Metall musste her. Glühende Sägespäne sorgten für die Räucherung. Am Anlass stand dafür Teammitglied Flückiger bereits um vier Uhr auf, um die Schnecke einzuheizen. Der Aufwand lohnte sich, die Jury kürte das Tatar zum Sieger.
Wetterglück war ebenfalls hold
2023 holte sich Los Grillos bei sintflutartigen Regenfällen den BBQ-Vizemeister-Titel. 2024 konnten sie sich voll auf den Wettkampf fokussieren. Am Samstag, 4. Mai reiste das Team aufs Messeglände der Luga in Luzern. «Wir stellen unsere verschiedenen Grills immer unter freiem Himmel auf», so Klausner. Das Zelt diente dieses Mal nicht zum Schutze vor Regen, sondern vor zu neugierigen Blicken der Konkurrenz.
Vorbereitung muss sein
«Wir haben im Vorfeld zur Meisterschaft zwei Probedurchläufe durchgeführt», verrät Klausner. Der Rest passiere im Kopf. Dieses Jahr war auch eine gefüllte Kalbsbrust gefordert. Beim ersten Testlauf, war das Team nicht zufrieden. «Sie war zäh.» Das wollte Teammitglied Flückiger nicht hinnehmen. Flückiger setzte einen weiteren Testlauf an. «Wir haben dann die Brust fünf Stunden im Grill wie ein Pulled Pork gegart», sagt er.
Und der zweite Testlauf lohnte sich – das Fleisch war perfekt. Als Beilage wurde im Pellet-Smoker ein Kartoffel-Rüebli-Gratin zubereitet. «Die Beilage kam bei den Besuchenden sehr gut an», sagt er. Diese dürfen nachdem die Speisen für die Jury bereitgestellt sind, an der Theke degustieren.
Rückschläge feuern Siegeswille an
Damit alles an der Schweizer BBQ-Meisterschaft klappt, erarbeiteten die Los Grillos einen genauen Zeit- und Materialplan. Nur so können sie die Speisen punktgenau zubereiten. Die geforderten Speisen mussten sie zu einem vorgegebenen Zeitfenster in sechs Boxen der Jury abgeben. Trotz dieser Planung kam es auch an dieser Meisterschaft zu unverhofften Herausforderungen. Improvisation war gefragt. Das am Anlass zur Verfügung gestellte Fleisch für das Pulled Pork war ohne Knochen. «Ohne Knochen wird das Fleisch sehr schnell trocken», sagt er. Die Los Grillos schmorten deshalb das Fleisch im Wassersmoker (sieht aus wie ein Fass) über die Nacht. Erst am nächsten Morgen wurde das Fleisch gezupft und in einem Focaccia-Brötchen auf einer Avocadomousse angerichtet. «Das Brot hat erst beim zweiten Anlauf geklappt. Die erste Serie kam nicht perfekt gegart aus dem Grill», sagt er. Da hiess es Nerven bewahren und nochmals Vollgas geben. Das Resultat bei der Jury: der 2. Platz.
Dessert mit Herausforderung
Das Niveau der teilnehmenden Teams habe sich in den letzten zehn Jahren stetig gesteigert. Viele Profi-Köche und -Grilleure nehmen teil. Los Grillos zeigte wieder auf, dass sie auch als Aussendienstmitarbeiter, IT-Spezialist und Schlosser den Sieg ergrillen können. «Als wir beim Dessert waren, dachten wir, dass der Sieg weg ist», so Klausner. Bereits bei der Bekanntgabe der Speisen sorgte das Schokoladetörtchen mit weichem Kern für Zündstoff bei den Teilnehmenden. Eine Präzisierung beim Livestream folgte. Der weiche Kern muss flüssig sein. «Beim ersten Versuch, sahen die Törtchen nach 18 Minuten im Smoker wie eine Flunder aus», sagt er. «Die Stimmung war dementsprechend am Boden.» Doch da zeigte sich, das Los Grillos nie aufgibt. Die zweite Serie der Törtchen wurde bis zur letzten Minute im Smoker belassen. Das zur Blume angerichtete Dessert reichte zwar nicht für den Kategoriensieg. Für den Gesamtsieg reichte es trotzdem. «Wir haben bei der Siegerehrung nicht damit gerechnet», sagt er. «Schlussendlich war es mit 17 Punkten Vorsprung ein klarer Sieg», freut sich Klausner. Der Titel beflügelte Los Grillos. Als Schweizermeister werden sie Ende Juli an die Weltmeisterschaften in Deutschland fahren. Schon bald werden sie mit den Vorbereitungen beginnen.
Debora Gattlen