Seit Januar ist der Franzosengraben freigelegt. Wasser aber fliesst hier noch keines. Das hat seine Gründe.

Keinen Tropfen Wasser führt der Graben im oberen Teil. In der unteren Hälfte ist zwar Wasser zu sehen, allerdings lediglich als gelbe Brühe wegen des vielen Blütenstaubs. Dass hier nichts fliesst, ist indessen nicht weiter verwunderlich. Und es liegt auch nicht an den warmen Frühlingstemperaturen und der Trockenheit in den vergangenen Wochen. «Hier darf man noch kein Wasser erwarten», sagt der Wohlenschwiler Brunnenmeister Reto Friedli. «Der Bach ist noch gar nicht umgeleitet.»
Das bestätigt Josef Korbonits, zuständig beim Kanton für die Umfahrung Mellingen. Der Projektleiter Tiefbau beim Departement Bau, Verkehr und Umwelt erklärt auf Anfrage, das Wasser fliesse noch immer in einer Dolung von Wohlenschwil her ins Tal. «In Rohren, unter den Feldern hindurch.»

Rohre unter den Feldern als Risiko
Diese Rohre machen Hans Hubschmid, Geschäftsführer der Hubschmid AG in Nesselnbach, denn auch Sorgen. Sie dürfen nicht brechen. «Das Risiko jedoch besteht», sagt er.
Hubschmid hatte den Franzosengraben bereits Anfang Januar ausheben lassen und auch ein Rohr unter der Lenzburgerstrasse in die Chronematt verlegt (der «Reussbote» berichtete). Seither ruhen die Arbeiten am Graben. Schon damals aber hatte Hubschmid gesagt, für den zweiten Teil müsse zunächst die Aufschüttung in der Chronemattentlang der Lenzburgerstrasse genügend weit fortgeschritten sein. Das Rohr, durch welches das Wasser auf der anderen Seite entlang der Hauptstrasse fliessen würde, hängt noch immer in der Luft. Würde schon jetzt Wasser fliessen, so würde es wohl in einem kleinen Wasserfall die Ebene fluten.
Dabei sind die Arbeiten in der Chronematt mit schweren Geräten wie Bagger oder Dumper auch so mühsam genug. «Der Boden trägt hier sehr schlecht», erklärt Hans Hubschmid. Sie hätten Fahrspuren gelegt. Es sei in seinem «ureigensten Interesse», den Bach so schnell wie möglich umzuleiten. Er fürchte, sagt er, dass die Rohre unter den Feldern, durch welche das Wasser zurzeit fliesse, das Gewicht von Fahrzeugen und aufgeschütteter Erde nicht tragen. Phase 1 der Aufschüttung entlang der Lenzburgerstrasse soll noch vor den Sommerferien abgeschlossen sein. Dann sollte das Wasser im Franzosengraben nicht mehr stehen, sondern fliessen. Beim geplanten Kreisel vor dem Einkaufszentrum «Im Geerig» übernimmt der Kanton: Er ist für die Weiterführung des Bachs entlang der künftigen Umfahrung Mellingen zuständig.

Ökologische Ausgleichsfläche
2018 hatten Umweltverbände mittels Beschwerde ökologische Ersatzmassnahmen gefordert. Laut Kanton hatte man sich mit WWF und VCS darauf geeinigt, unter anderem den Franzosengraben südöstlich der Lenzburgerstrasse zu öffnen und zu renaturieren. Zusätzlich sollen im Mündungsbereich Schwarzgraben-Reuss beide Gewässer strukturell aufgewertet werden. Diese ökologischen Massnahmen würden den Eingriff in die geschützte Reusslandschaft ausgleichen, so der Kanton. Beim WWF kam die Massnahme gut an. Er schrieb damals: «Der Graben wird auf weiteren 600 Metern geöffnet und renaturiert. Damit wird der heute mehrheitlich eingedolte Franzosengraben wieder zu einem wertvollen Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten.»

Heidi Hess

Der Bach ist noch nicht umgeleitet

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